Der neue Microsoft Servicevertrag
gültig ab 30.09.23
unsere Einschätzung dazu!
Grundsätzlich vorweg folgende Dinge zur Klarstellung:
Ja, so ist es! Bevor jetzt allerdings alle in Jubelschreie ausbrechen, kommt das übliche - ABER!
Denn Microsoft kann den Software-Lizenzvertrag (!) - den Sie bei der Installation bzw. beim Kauf der Software zugestimmt haben - nicht einfach so ändern. Aber es gibt eine Unzahl von Software, die teilweise per Default (ungefragt) installiert wird. Und genau dafür werden jetzt die Änderungen schlagend. Ein Auszug weit verbreiteter Produkte (keine vollständige Auflistung, diese können Sie im Microsoft Servicevertrag [siehe Link] entnehmen!):
Wenn Sie also nur mit dem Editor (Notepad), einem Alternativ-Browser (z.B. Firefox), einem Alternativ-Virenscanner (z.B. Avira), einem gekauftem Office-Software-Paket (nicht im Download oder ehem. Office365!), Mails nur per Web (z.B. GMX) - mit dem Alternativ-Browser natürlich! - versenden und alles andere nachträglich deinstalliert haben oder mittels Powershell (Cortana läßt sich nur so dazu bewegen!) entfernt haben, haben Sie nichts zu befürchten!
So - und wer nutzt so seinen PC - sofern er (noch) unter Windows läuft?
Wenn man da alles durchliest, wird da viel gegen SPAM, MailWare usw. getan. Das ist natürlich eine großartige Sache. Aber es gibt auch Dinge, die nicht klar und eindeutig formuliert bzw. grundsätzlich sehr schwamming geschrieben sind.
Gleich zu Beginn steht in dem Vertrag geschrieben:
Die Datenschutzerklärung beschreibt auch, wie Microsoft Ihre Inhalte verwendet, d. h. Ihre Kommunikation mit anderen Personen; die Beiträge, die Sie über die Dienste an Microsoft senden; und die Dateien, Fotos, Dokumente, Audiodateien, digitalen Werke, Livestreams und Videos, die Sie über die Dienste hochladen, speichern, übertragen, erstellen, generieren oder teilen, oder Eingaben, die Sie übermitteln, um Inhalte zu generieren.
Bezieht sich diese Aussage "nur" auf Dateien aus der Cloud oder (auch) vom lokalen PC - oder gar von beiden? Sie dürfen gerne sich Ihren Teil denken. Gleich danach wird aber eingeschränkt:
Wir beanspruchen kein Eigentum an Ihren Inhalten. Ihre Inhalte bleiben Ihre Inhalte, und Sie sind für diese verantwortlich.
Und weiter:
Wenn Sie Ihre Inhalte mit anderen Personen teilen, stimmen Sie ausdrücklich zu, dass diese Personen berechtigt sind, Ihre Inhalte für den Zweck, für den Sie sie über die Dienste verfügbar gemacht haben, kostenlos und weltweit zu nutzen, zu speichern, aufzuzeichnen, zu vervielfältigen, zu versenden, zu übertragen, zu teilen, anzuzeigen und weiterzugeben. Wenn Sie anderen Personen diese Möglichkeit nicht einräumen möchten, geben Sie Ihre Inhalte nicht über die Dienste frei.
Also zunächst heisst es also "ich schnüffle nicht", ich beanspruche aber nicht das Eigentum, darf aber die Daten kostenlos und weltweit nutzen. Es ist schon bezeichnend, daß dies so explizit aufgeführt wurde.Aber was passiert nun mit meinen Daten? Das finden wir unter "Nutzung der Dienste und Support", Punkt B - Überprüfung. Dort steht:
Wo zutreffend, können wir Inhalte einer Prüfung durch automatisierte Systeme und Personen unterziehen, um Verdachtsfälle von Spam, Betrug, Phishing, Malware, Jailbreaking oder anderen unrechtmäßigen Inhalten oder Verhaltensweisen zu identifizieren.
Das heisst doch unter dem Strich nichts anderes, als das es theoretisch und technisch möglich ist, daß sich andere Eure Photos, Videos oder Dokumente an- bzw. durchschauen, mitlesen können. Also jemand hat dann Zugriff auf meine Dateien. Entweder also eine KI oder auch echte Personen! Besonders interessant ist dieser Punkt z.B. für Rechtsanwälte, Firmen die Verträge, Steuerunterlagen, Strategiepapiere, Krankenakten etc. verschicken bzw. speichern; all das "kann" von anderen Menschen - die nichts mit dem Unternehmen/Firma/Rechtsanwalt etc. zu tun haben - eingesehen werden. Streng genommen: arbeitet man an einem neuen Patent, speichere Deinen Patent-Antrag und -Unterlagen niemals in der Cloud oder ähnlichen Diensten, nimm dafür ein Linux-System oder MacOS! Man muss sich im Klaren sein, daß dies andere Dienste wie Google, Amazon etc. auch ähnlich handhaben. Wie habe ich mich zu verhalten, was sind meine "Verhaltensregeln"?
Verletzen Sie nicht die Rechte anderer (z. B. durch unbefugtes Teilen von urheberrechtlich geschützter Musik oder anderen urheberrechtlich geschützten Materialien; den Weiterverkauf oder die sonstige Verbreitung von Bing-Karten; das Anfertigen von Fotos oder Video-/Audioaufnahmen von anderen ohne deren Zustimmung, um die biometrischen Identifikatoren/Informationen einer Person zu verarbeiten; oder für andere Zwecke bei der Nutzung der Dienste).
Also viel Spaß beim Versand eines Grußvideos vom Strand wo im Hintergrund eine Beach-Party mit Partymusik läuft. Immer schön brav den Interpreten fragen! Ansonsten besteht die Gefahr, daß Ihr Microsoft-Konto geschlossen wird. Na ja, ned so schlimm meint Ihr? Na ja!
Dies kann die Einschränkung des Zugriffs auf bestimmte Funktionen oder Dienste, die Einstellung der Bereitstellung von Diensten, die sofortige Schließung Ihres Microsoft-Kontos oder die Blockierung der Zustellung einer Mitteilung (z. B. E-Mail, Dateifreigabe oder Sofortnachricht) an die Dienste bzw. von den Diensten umfassen. Die Schließung Ihres Zugriffs auf einen Dienst oder Ihr Konto kann dazu führen, dass Inhaltslizenzen, zugehörige Inhalte, Mitgliedschaften und mit dem Konto verknüpfte Microsoft-Kontoguthaben verfallen.
Und wie wir wissen, ist ja Microsoft der Ansicht, daß ohne ein Microsoft-Konto kein Windows (mehr) läuft (was aber aktuell nicht korrekt ist). Noch läuft Windows selbst (auch Windows 11) ohne ein Microsoft-Konto (Stand zur Veröffentlichung dieses Dokumentes), einige Applikationen (wie Skype, Teams etc.) "wünschen" sich ein Microsoft-Konto. Wenn Ihnen das jetzt entzogen wird, sind ggf. Ihre Daten unwiederbringlich weg, Ihr Skype-Konto & Ihr E-Mail-Account gelöscht usw. Das wirft aber für uns jetzt auch die Frage auf, was passiert mit solchen lokalen Daten? Denn nicht umsonst heisst der ehemalige Windows Defender jetzt ja Viren- und Bedrohungsschutz. Also könnte das im Rahmen einer "vollständigen Überprüfung" gemacht werden. Was hier passiert, weis und sieht der Anwender ja nicht! Theoretisch wird nur intensiv auf Viren und Trojaner gecheckt, aber technisch spricht nichts gegen weiterführende Checks! Denn:
Wo zutreffend, können wir Inhalte einer Prüfung durch automatisierte Systeme und Personen unterziehen, um Verdachtsfälle von Spam, Betrug, Phishing, Malware, Jailbreaking oder anderen unrechtmäßigen Inhalten oder Verhaltensweisen zu identifizieren.
So ein Virenscanner wäre ja ein automatisiertes System.Und zum Schluß stellt sich die Frage, kann ich Windows überhaupt noch so "anonym" wie noch vor ein paar Jahren betreiben (10-15 Jahre)? Und Microsoft gibt uns selbst hier in deren Datenschutzerklärung (Link zu Microsoft!) die Antwort auf diese Frage:
Wir müssen ebenfalls personenbezogene Daten gesetzlich sammeln, wenn wir einen Vertrag mit Ihnen unterzeichnen oder eingehen. Wenn Sie keine Daten angeben möchten, können wir mit Ihnen keinen Vertrag eingehen. Sollte sich dies auf ein vorhandenes Produkt beziehen, das Sie verwenden, müssen wir die Nutzung anhalten oder abbrechen. Wir werden Sie darüber benachrichtigen, wenn dies der Fall ist.
So, was ist jetzt Eure Ansicht dazu. Natürlich hat dieser Text kein Recht auf Vollständigkeit oder Richtigkeit und spiegelt nur die Eindrücke und Verständnisse von uns wieder, wie wir sie aus dem Servicevertrag herauslesen und selbst interpretieren. Dieser Text spieglt in keinster Weise die Meinung von Microsoft wieder, steht in keinem Zusammenhang mit Microsoft und wird auch nicht durch Microsoft gesponsort. Was ist dran, daß dies nur die Vorstufe für "Windows 11 als Cloud-Service" ist? Der Text stammt aus Mitte Oktober 2023, sollte Microsoft in der Zwischenzeit (seit dem Zeitpunkt an dem dieser Artikel online gegangen ist) Änderungen durchgeführt haben, so sind diese aktuell nicht in den Beitrag eingeflossen.