Broadcom schluckt VMware
Änderung der Lizenzmodelle

Der neue Eigentümer von VMware - Broadcom, Inc. - gestaltet das Produktportfolio der Virtualisierungs-Cloud um und führt über 160 Einzelangebote in zwei Klassen zusammen: VMware vSphere Foundation und VMware Cloud Foundation. Für Teile des Angebots halbiert der Hersteller nach eigenen Angaben die Abopreise (von welcher Messlatte ausgehend?) und weitet den Support aus, um die Attraktivität zu verbessern. Im Gegenzug wird es aber ab sofort keine weiteren zeitlich unbegrenzten Lizenzen mehr geben, sondern nur noch Abonnements.

Die neuen VMware-Pakete umfassen im Einzelnen:

  • VMware Cloud-Foundation: vSphere, TKG, vCenter, vSAN (1 TiB/Core), NSX Networking, HCX, AON, Aria Suite Enterprise, SDDC Manager, Select Support und SRE. Die Produkte eignen sich für hybride Cloud-Lösungen in großen und mittleren Unternehmen.
  • VMware Sphere Foundation: vSphere, TKG, vCenter, vSAN (100 GiB/Core), Aria Suite Standard. Dieses Angebot richtet sich an KMU's mit sicheren und stabilen Workload-Plattformen.

  • Unangetastet von der Neuordnung bleiben die einfachen Pakete vSphere Standard und Essential Plus. Lizenzen für Neu- und Bestandskunden bietet Broadcom nur noch als Abo, wobei Laufzeiten zwischen einem und 5 Jahren verfügbar sind. Im Dreijahrespaket kostet Cloud Foundation beispielsweise 350 Dollar pro Core, vSphere Foundation 135 Dollar pro Core. Laufende Verträge erhalten laut Broadcom weiterhin den vereinbarten Support.

    Die neue Produktstrategie kommt, kurz nachdem der US-Chip-Hersteller Broadcom die 61 Milliarden Dollar teure Übernahme von VMware am 22. November 2023 abgeschlossen hat. Im Zuge der Umstrukturierung wurde laut Medienberichten bekannt, daß 2800 VMware-Angestellte ihren Job verlieren sollen. Das entspricht über 10% der ca. 20.000 Mitarbeiter. Broadcom weitet sein Software-Geschäft seit einigen Jahren massiv aus. So übernahm er beispielsweise 2019 die Unternehmenskunden-Abteilungen von Symantec.

    Auch wir nutzen bei uns im Hause einen ESXi-Hypervisor und überlegen auf Proxmox oder KVM zu wechseln (wir evaluieren das gerade). Schließlich ist Proxmox ja ein österreichisches Unternehmen aus Wien! Lange Zeit (ich glaube so Version 4.X oder 5.X) basierten die VMware-Produkte ESX und ESXi auf einem SUSE-System "Dank" der eingegangenen Partnerschaft zwischen Novell/SUSE und VMware!

    Über Broadcom
    Broadcom, Inc. (NASDAQ: AVGO) ist ein globaler Technologieführer, der eine breite Palette von Halbleiter-, Unternehmenssoftware- und Sicherheitslösungen entwirft, entwickelt und liefert. Das in seiner Kategorie führende Produktportfolio von Broadcom bedient wichtige Softwareprodukte, darunter Cloud-, Rechenzentrums-, Netzwerk-, Breitband-, Wireless-, Speicher-, Industrie- und Unternehmenssoftware. Die Lösungen umfassen Dienstanbieter- und Unternehmensnetzwerke und -speicherung, mobile Geräte- und Breitbandkonnektivität, Mainframe, Cybersicherheit sowie private und hybride Cloud-Infrastruktur. Broadcom ist ein Unternehmen aus Delaware mit Hauptsitz in San Jose, Kalifornien.

    Update vom 24.12.2023:
    Der neue Eigentümer Broadcom ändert nach dem Lizenzmodell auch das Vertriebsmodell kräftig und kündigt sämtlichen VMware-Partnern für Vertrieb und Service die Verträge; das betrifft die Service Provider genauso wie Reseller - also alle Partneraktivitäten mit VMware-Anwendern und die gewährten Verkaufsanreize zum 4. Februar 2024! Broadcom äußerte sich, daß man das Partnerprogramm nun in ein Einladungsbasiertes "Broadcom Advantage Partner Program" überführe, nachdem man mit hunderten Partnern weltweit gesprochen habe. Diese gehen davon aus, daß sich dadurch mehr Verkaufschancen und höhere Einnahmen wegen der vereinfachten Produktpalette erzielen lassen. In einer E-Mail an die weltweit 65.000 Partner vom 22. Dezember 2023 informierte Broadcom demnach über die Änderungen - und lud einige gleich zum neuen Programm ein. Eine solche Änderung dürfte Tausende kleinere Partner, vor allem im Service-Umfeld, hart treffen und ihnen womöglich die Geschäftsgrundlage entziehen - von den Auswirkungen auf den IT-Alltag ihrer Kunden ganz zu schweigen.

    Update vom 13.02.2024:
    VMware ESXi steht nicht mehr kostenlos zur Verfügung: Unter dem neuen Eigner Broadcom ist der vSphere Hypervisor für Heimanwender – Home-Lab genannt – und zu Testzwecken in Unternehmen in seiner bisherigen Form abgekündigt. Es handelte sich um ein beliebtes Angebot, mit dem Nutzer in die Virtualisierungstechnik VMwares hineinschnuppern konnten, um anschließend in vielen Fällen auf ein kommerzielles Angebot zu wechseln.

    Der Schritt kommt nicht überraschend, denn zum einen war bereits bekannt, dass ESXi nicht mehr als eigenständiges Angebot zur Verfügung stehen würde. Hinzu kommt, dass Nutzer schon mit dem Bekanntwerden der ersten Pläne spekulierten, dass genau dieses Gratisprodukt wegfallen würde. Der klare Grund: Broadcom baut VMware gezielt auf wenige kommerzielle Abo-Modelle um, die sich an Unternehmen richten. Entsprechend wird es auch kein Ersatzprodukt geben.

    Auch wenn der Schritt nun offiziell erfolgt ist, hängt ihn VMware nicht an die große Glocke. Nutzer erfuhren hiervon nur über einen Support-Artikel, der den kostenfreien vSphere Hypervisor betont knapp abkündigt. Zuletzt konnten Anwender ESXi 7.x und 8.x hierüber beziehen. Was zumindest für Testzwecke bleibt, sind Evaluations-Lizenzen.

    Update vom 16.02.2024:
    Broadcom hat seinen radikalen Umbau des VMware-Portfolios verteidigt und Kunden des neuen Abopakets VMware Cloud Foundation (VCF) Portabilität ihrer Software-Subskription in Aussicht gestellt. Konkret sollen die Kunden ihre VCF-Virtualisierungsdienste lokal aufsetzen und dann flexibel in unterstützte Umgebungen von Hyperscalern oder VMware Cloud Service Providern migrieren können, wobei stets die vollen Aborechte gewahrt blieben.

    Die erste Partnerschaft dieser Art hat man nun mit Google geschlossen. Kunden könnten ab dem zweiten Quartal des Jahres 2024 ihre VCF-Abos on Premises oder eben auch in Googles VMware Engine verwenden, teilten die Unternehmen mit. Und auch später sollen sie flexibel zwischen den Infrastrukturen wechseln können. Das gelte auch für bereits vor der Bekanntgabe geschlossene VCF-Abos. Weitere Partnerschaften mit Hyperscalern und Partner-Clouds sollen folgen.

    Rashant Shenoy, der bei VMware als Vizepräsident für Produktmarketing im Cloudbereich zuständig ist, bezeichnete die drastischen Veränderungen in einem Blogbeitrag als "absolut notwendig". Broadcom habe "Dinge erkannt, die geändert werden mussten und als verantwortungsbewusstes Unternehmen hat es die Änderungen schnell und entschlossen vorgenommen". Abonnements seien zudem "Standard in der Branche". Für Kunden, Partner und VMware sei das wirtschaftlich sinnvoll. "Gute Geschäftshygiene ist nie einfach", schreibt Shenoy.

    Update vom 16.04.2024:
    Für Leute, die das noch nicht mitbekommen haben: Zum Ende des Monats April 2024 wird das alte VMware-Portal, in dem die erworbenen Lizenzen verwaltet werden, geschlossen und zu einem neuen Portal umgezogen. Angesichts des Umbruchs empfiehlt es sich, alles aus dem alten Portal zu sichern, was wichtig erscheint.

    VMware hat den Supportbeitrag VMware Support Transition to Broadcom (97304) dazu mit Stand 9. April 2024 veröffentlicht. Dort heißt es, daß der Prozess der Umstellung auf Broadcom-Systeme und die notwendige Migration von VMware-Systemen am Dienstag, den 30. April 2024, um ca. 17:00 Uhr PDT (01. Mai 2024 02:00 Uhr CEST) beginnt. Der gesamte Umzugsprozess soll am Montag, den 6. Mai 2024, um ca. 8:00 Uhr PDT (06. Mai 2024 17:00 Uhr CEST) enden.

    Wer zwischen dem 30. April und dem 6. Mai 2024 Unterstützung benötigt, kann diesen nur über das VMware-Kundendienstteam unter der angegebenen Rufnummer oder bei einem technischen Supportfall über VMware Customer Connect erhalten. Im VMware Portal steht den Kunden ab dem 30. April nur noch eine begrenzte Anzahl von Operationen zur Verfügung. Laut VMware-Artikel werden folgende Funktionen nicht mehr verfügbar sein:

  • Benutzerregistrierung
  • Lizenz-Management
  • Benutzer/Genehmigungen
  • EA-Verwaltung
  • Account-Verwaltung
  • Erfolgs-Pläne
  • Abonnement-Lieferplattform (SDP)
  • Meine Gelder
  • Produkte kaufen oder upgraden
  • In Lernkurse einschreiben
  • Support-Ereignisse kaufen

  • Laut Support-Beitrag sollen die folgenden Funktionen werden weiterhin verfügbar sein:

  • Download von Produkt-Binärdateien und Patches
  • Produkt-Bewertungen
  • (Support-)Fälle erstellen, verwalten und schließen
  • Berichte

  • Der Anbieter verspricht, dass "ähnliche Merkmale und Funktionen werden VMware-Kunden im Broadcom Customer Support Portal ab Montag, 6. Mai 2024, ca. 8:00 Uhr PDT (06. Mai 2024 17:00 Uhr CEST) zur Verfügung stehen". Zudem sollen folgende Konto-, Berechtigungs-, Kontakt- und Supportdaten an das Broadcom Customer Support Portal übertragen werden:

  • Aktive Verträge
  • Produktansprüche, die an aktive Verträge gebunden sind
  • Kontakte, die mit Produktberechtigungen verbunden sind, die an aktive Verträge gebunden sind
  • Produktlizenzen
  • Alle offenen Supportfälle (Serviceanfragen)
  • Supportfälle (Serviceanfragen), die in den letzten sechs Monaten abgeschlossen wurden

  • Bleibt die Frage übrig, was bei diesem Umzug an Informationen verloren geht oder im neuen Portal nicht mehr funktioniert? Wir würden empfehlen, rechtzeitig vor dem 30. April 2024 nochmals einen Blick auf Ihr VMware Portal zu werfen, alles dort zu dokumentieren (ausdrucken etc.) oder zu sichern!