Die Entstehung von Siebenhaus hängt unzweifelhaft mit dem Wiederaufbau von Schloß und Gut Dornau nach den Türkenjahren 1529
und 1532 zusammen. Im Jahre 1529 hat Erasmus von der Haid vor dem Herannahen der Türken sein Erbgut Dornau dem Feinde preisgegeben,
und sich mit seiner Familie und seinem Gesinde in das feste Bergschloß Merkenstein zurückgezogen. Wir haben keine Nachricht vom
Ausmaß der Zerstörung, können aber annehmen, daß in Dornau das Schloß, die Mühle und der Wirtschaftshof zumindest in Brand gesteckt
wurden. Erasmus von der Haid verblieb nach 1529 auf Merkenstein und überdauerte dort auch noch den zweiten Türkeneinfall vom Jahre
1532. Bekannt ist nur, daß bis zum Jahre 1539 Dornau noch nicht wieder aufgebaut war und daß Erasmus 1540 starb. Eine Wiederbelebung
von Dornau muß daher von einem seiner Besitznachfolger besorgt worden sein. Hier galt es nicht nur ausgebrannte Gebäude instand zu
setzen, sondern auch verödete Fluren wieder zu kultivieren. Alle diese Arbeiten erforderten den Einsatz ausreichender Arbeitskräfte,
zu deren Unterbringung die Grundherrschaft eine "Neustift" durchführten, d.h. neue Wohnstätten errichten mußte. So entstand die aus
sieben Häusern bestehende "Neustift" - noch 1571 so genannt -, für welche sich bald der Ortsname Siebenhaus eingebürgert hat. Als
Gründungszeit dürfen wir etwa die Mitte des 16. Jahrhunderts annehmen.
Nach dem Bereitungsbuch aus 1590 bestand Siebenhaus - wie sollte es auch anders sein - aus sieben behausten Gütern, die "Herrn
Andre Schnäterl gen. Thornau" gehörten.
In einem Faszikel der Alten Gülteinlage aus 1635 lesen wir folgende bemerkenswerte Sätze: "Beim Siebenhäusern hat die Herrschaft
ein Schankhaißel und einen Wirt, das ganze Jahr hindurch Wein fürzulegen, und mögen jährlich bei 120 Eimer Wein ausgeleitgebt werden."
Hier wird deutlich gemacht, warum die Herrschaft Dornau ihre Neustiftung an die äußerste Grenze des Herrschaftsbereiches verlegt
hatte: Die Nähe zweier vielbefahrener Straßen (heute Leobersdorfer Südbahnstraße und Bundesstraße 18) bot die beste Gelegenheit
zum Absatz der herrschaftlichen Eigenbauweine. Schloß Dornau lag am Ende einer Sackgasse, ein Wirtshaus in Schloßnähe hätte
zuwenig Zuspruch gehabt.
Die Maria-Theresianische Steuerfassion vom Jahre 1751 weist eine unveränderte Häuseranzahl mit den nachstehend genannten Hauseigentümern
auf: 1 Mathias Mally, 2 Georg Hofinger, 3 Josef Piber, 4 Leonhard Pominj, 5 Antoni Eckher, 6 Simon Rigler, 7 Andreas Mayrhofer.
Mathias Mally aus Haus Nr. 1 zahlte als Herrschaftswirt 25 Kreuzer, alle übrigen 15 Kreuzer Hauszins. Ein aus späterer Zeit stammender
Rotvermerk zum Wirtshaus sagt aus, daß dem auf diesem Hause ausgeübten Wirtsgewerbe die radizierte Eigenschaft zuerkannt wird, d.h.
das Gewerbe war mit dem Hause verwurzelt. Wir haben hier das Beispiel für eine sogenannte "Maria-Theresien-Konzession".
Zur Robot mit der Hand "bei der Vösten Dornau" waren aus Siebenhaus fünf Kleinhäusler verpflichtet. Ausgenommen war der Dorfrichter
und der Wirt, der ja mehr oder minder im Dienste der Herrschaft stand.
Die Josefinische Fassion von 1787 nennt mit einer Ausnahme durchwegs neue Hauseigentümer: 1 Josef Piber, 2 Martin Gamp, 3 Georg
Holzapfel, 4 Paul Pratter (später Paul Nagel), 5 Josef Ripper, 6 Anton Allinger, 7 Jakob Weber. 33 Jahre nach der Josefinischen
Aufschreibung kommt es unter Kaiser Franz I. 1820 zur sogenannten Franziszeischen Fassion; sie bringt neue Familiennamen und um
einen Hauseigentümer mehr: 1 Zeiser Vinzenz (in Gerichtsakten auch Saiser geschrieben), 2 Hofbauer Johann, 3 Müller Johann, 4 Geschiesel
Andreas, 5 Nagel Johann, 6 Steyrer Sebastian, 7 Wüst Andreas, 8 Geschiesel Josef.
Trotz seiner Kleinheit wird Siebenhaus 1824 als Gemeinde mit eigenem Dorfrichter genannt. Zwei Richter sind zuverlässig überliefert:
1842 Johann Millner, 1843 Johann Nagel.
Daß es sich bei den Bewohnern von Alt-Siebenhaus um keine vermögenden Leute gehandelt hat, geht aus Gerichtsakten vom Jahre 1831
hervor: Wundarzt Friedrich Pfister aus Kottingbrunn sah sich genötigt, wegen unbezahlter "Churkösten" einige Siebenhauser Einwohner
zu klagen.
Nach der Aufhebung der Grundherrschaften kamen Dornau und Siebenhaus 1850 zur neuerrichteten Ortsgemeinde Schönau. Zum Sitz der
ehemaligen Grundherrschaft besteht keine rechtliche Beziehung mehr. Wie in alter Zeit ist aber Siebenhaus pfarrlich, schulisch und
postalisch sowie seit Errichtung des Polizeipostens Leobersdorf am 18. Juli 1880 auch polizeimäßig an Leobersdorf gebunden.
Es ist also eine eigenartige Zwitterstellung, die Siebenhaus im Gefüge der politischen Gemeinden und der pfarrlichen Bereiche
einnimmt.
Schließlich soll für die Nachwelt festgehalten werden, daß der damalige Siebenhauser Gemeinderat Georg Emmel 1872 am heutigen
Siebenhauser Platz einen Ziehbrunnen erbaute. Als Saugstelle dient er noch heute der Feuerwehr. Ein Springbrunnen war geplant.
Versuche von Siebenhaus zu Leobersdorf
in der Vergangenheit
Ein ungewöhnliches Nahverhältnis Schönaus zu umliegenden Gemeinden, vor allem zu Leobersdorf, das mit Dornau und Siebenhaus
nicht nur territorial, sondern auch traditionell verwachsen ist, ließ immer wieder Pro-Stimmen für eine Vereinigung unseres Ortes
bzw. Ortsteiles mit Nachbarn laut werden. 1849, noch ehe eine Fusionierung von Dornau/Siebenhaus mit Schönau erfolgte, wollte man
Matzendorf, Hölles, Schönau und Steinabrückl zu Sollenau schlagen, also eine Großgemeinde "Sollenau" bilden. In Leobersdorfer
Gemeindeausschußsitzungen der Jahre 1908 und 1921 kamen Anträge zur Beratung, bei der NÖ Landesregierung die Einverleibung von
Siebenhaus, Dornau und Wagram (Kottingbrunn) zu beantragen. 1922 beriet dasselbe Gremium den Plan, sich mit den Gemeinden Schönau,
Kottingbrunn und Günselsdorf zu vereinigen. Im gleichen Jahr präsentierte Leobersdorf ein geändertes Projekt, nämlich Schönau,
Leobersdorf und Kottingbrunn zu einer Großgemeinde zusammenzuschließen. 1923 wurde das Vorhaben ad acta gelegt.
Im Jahre 1922 beantragte die Staatsfabrik Blumau beim Land, eine Gemeinde "Blumau" zu bilden. Argumentation: die Bundesfabrik
gehört sieben verschiedenen Gemeinden (Günselsdorf, Teesdorf, Tattendorf, Schönau, Siegersdorf, Sollenau und Haschendorf) sowie
drei politischen bzw. Gerichtsbezirken an. Schönaus Gemeinderat hatte sich am 6. April 1922 dazu positiv geäußert und dem Land
Einwohnerzahlen und Liegenschaften bekanntgegeben. Die öffentliche Kundmachung des Gemeinderatsbeschlusses erfolgte 1925. Am 14.
Jänner 1925 fand eine Begehung statt, wobei man den künftigen Grenzverlauf festlegte. Gegenüber Schönau sollte er durch die
Eigentumsgrenze der Bundesfabrik gebildet werden. Hierauf beschloß der NÖ Landtag am 11. Juni 1926 das "Gesetz Nr. 144 über die
Bildung der Ortsgemeinde Blumau". Es ist u.a. vom Landtagspräsidenten Ing. Karl Jukel gezeichnet. Das Wirksamwerden sollte eine
Verordnung der NÖ Landesregierung bestimmen. Diese ist indessen nie erschienen. Am 28. April 1964 griff das Land dieses Gesetz
wieder auf und ersuchte Schönau um Abtretung des Ortsteiles Blumau. Am 15. Mai 1964 beschloß der Gemeinderat dem Begehren zuzustimmen,
wenn eine eigene Gemeinde "Blumau" errichtet würde. Da dies aber nicht der Fall war - es sollte bloß der Schönauer Ortsteil von
Blumau zu Günselsdorf kommen -, blieb alles wie bisher. Am 16. November 1966 ersuchte die Gemeinde Günselsdorf um "kostenlose"
Abtretung des Ortsteiles Blumau, was der Schönauer Gemeinderat strikte ablehnte. Bei der großen Gemeinde-Zusammenlegungsaktion
1972, lebten die Pläne wieder auf. Damals entstand aus den Gemeinden Günselsdorf, Tattendorf und Teesdorf die Marktgemeinde Steinfelden.
Schönau und seine Ortsteile blieben jedoch unverändert bestehen. Mit 1. 1. 1988 erfolgte die Auflösung von Steinfelden und der
Wiederherstellung der früheren Gemeinden. Gleichzeitig schuf das Land NÖ eine neue Gemeinde mit dem Namen "Blumau-Neurißhof". Der
bei Schönau befindliche Ortsteil von Blumau blieb davon unberührt. Über dessen Abtretung, im Zuge eines Grundtausches, wurden
wohl Verhandlungen zwischen den beiden Gemeinden geführt, diese erbrachten jedoch bisher kein Ergebnis.
Während der nationalsozialistischen Ära beabsichtigte man eine Verschmelzung von Schönau, Enzesfeld, Lindabrunn, Hirtenberg,
Kottingbrunn und Leobersdorf zur "Triestingstadt". Indessen reifte auch dieses Vorhaben nicht aus.
Am 1. Oktober 1941 bis zur Befreiung im April 1945 bildeten Schönau und Günselsdorf über höhere Weisung im Sinne des § 120
Deutsche Gemeindeordnung einen Gemeindeverband; Sitz des Gemeindeamtes für beide Gemeinden war nun Günselsdorf.
Am 12. Juni 1945 beantragten Hausbesitzer von Siebenhaus eine Abtrennung ihrer "Gemeinde" und Vereinigung mit Leobersdorf.
Begründung: Geographischer Zusammenhang, Lebensmittelversorgung und Schulbesuch. In einer Bürgermeisterbesprechung am
15. Juni 1945 standen dann allerdings Ernährungsfragen im Vordergrund. Leobersdorf verweigerte nämlich Siebenhaus die Zuteilung
von Lebensmittelkarten. Über Zusammenlegungsfragen sollten hingegen bei provisorischen Gemeindeausschüsse beraten. Schließlich
war der Gemeinderat von Schönau einer Vereinigung von Siebenhaus mit Leobersdorf nicht abgeneigt, Verhandlungen darüber wollte
man noch führen. Dabei blieb es. Leobersdorf griff 1956 im Zusammenhang mit der vorgesehenen Triestingregulierung die alten
Eingemeindungspläne für Dornau und Siebenhaus wieder auf. Konkrete Ergebnisse blieben ebenso aus, wie eine Flußregulierung. Am
16. Juli 1970 erhielt Schönau vom Leobersdorfer Bürgermeister einen Brief, mit dem er um Aufnahme von Verhandlungen betreffend
Vereinigung mit Schönau ersuchte. Antwort des Schönauer Gemeinderates: "Eine freiwillige Vereinigung kommt nicht in Betracht!".
Der mittlerweile letzte Versuch, Siebenhaus mit Leobersdorf zu vereinigen, wurde Ende Oktober 2000 von einigen jungen Siebenhausern
gestartet. Sie versuchten mittels Unterschriftenaktion in Siebenhaus die Vereinigung zu erreichen. Angeblich haben 66% der Bürger
von Siebenhaus (der wahlberechtigten Bürger) ihr Votum PRO Leobersdorf abgegeben. Letztlich ist auch dieser Vorstoß im Sande
verlaufen. Siebenhaus und Dornau sind weiterhin aktive Ortsteile der Gemeinde Schönau an der Triesting.
"Alois Schabes - Die Gemeinde Schönau an der Triesting und ihre Ortsteile"
diverse Zeitungsartikel über den letzten Versuch Siebenhaus zu Leobersdorf |
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