Betrug mit Seagate-Festplatten: Details zu den Ermittlungen

Viele Kunden haben sich mittlerweile per E-Mail zu von ihren als neu gekauften, aber bereits gebrauchten Festplatten geäußert. Betroffen sind Kapazitäten von 4 bis 16 TByte, meistens Laufwerke der Server-Reihe Exos, nun auch immer mehr der NAS-Reihen Ironwolf und Ironwolf Pro. Der Betrug ist per Software (etwa smartmontools oder Hard Disk Sentinel) und die Abfrage der FARM-Werte sicher auszumachen, zudem gibt es einige offensichtliche Hinweise am Gehäuse und vor allem am Aufkleber.

Ein nicht namentlich genannter Vertreter von Seagate hat sich nun gegenüber dem britischen Online-Medium Blocks & Files recht detailliert zu den laufenden Untersuchungen geäußert.

Seagate bezeichnet die Laufwerke in der Stellungnahme ausdrücklich als "eindeutig gebrauchte Laufwerke, die betrügerisch als neue Laufwerke auf dem freien Markt verkauft werden". Die meisten dieser Laufwerke sollen von OEMs oder einem Cloud-Anbieter stammen, die sie aus dem Verkehr ziehen und dann auf dem freien Markt als neu verkaufen.

Das Fälschen von Aufklebern, wie wir es bei den jüngsten Betrugsfällen um die Ironwolf-Laufwerke gesehen haben, sei durchaus üblich. Vor allem werde der Trick angewandt, um Laufwerke aufzuwerten, also etwa um aus einer Ironwolf-Platte eine teurere Exos zu machen. Das sei selbstverständlich Betrug. Selbst der Verkauf von nicht funktionsfähigen Laufwerken ohne Innenleben komme vor.

Seagate hat einen eigenen Sicherheits- und Markenrat. Mithilfe der Behörden schaltet Seagate Wiederverkäufer aus, bei denen betrügerische Aktivitäten festgestellt wurden. Die meisten Wiederverkäufer aber seien sich gar nicht bewusst, daß sie einen betrügerischen Bestand hätten. In diesen Fällen versuche Seagate, mit den Händlern zusammen die Lieferkette zu identifizieren.

Seagate hasst es nach eigenen Angaben, wenn ihre Kunden Opfer dieser betrügerischen Laufwerke werden. Das Unternehmen hat sogar ein externes Ermittlungsunternehmen beauftragt, welches betrügerische Laufwerke aufkauft und die notwendigen rechtlichen Schritte einleitet.

Seagate kann Händlern nicht verbieten, Seagate-Laufwerke anderswo als bei einem offiziellen Seagate-Händler zu kaufen. Auch der sogenannte Grauhandel über Landesgrenzen hinweg sei rechtlich nicht angreifbar. Allerdings könne Seagate für eine Festplatte womöglich keine Garantieleistungen erbringen, wenn sie ursprünglich für eine andere Region bestimmt gewesen sei. Dies sei primär ein Problem, wenn die Platte ursprünglich für den chinesischen Markt produziert worden sei.

Seagate ruft die Kunden weiterhin auf, sich bei einem Verdachtsfall per E-Mail an fraud@seagate.com zu wenden. Berichten zufolge hat Seagate schon Angebote zum (Vorab-)Tausch gefälschter Laufwerke gemacht. Grundsätzlich aber haben die Kunden einen Vertrag mit ihrem Händler. Bei den allermeisten Händlern haben betroffene Kunden nach unserem Kenntnisstand keine Probleme, betroffene Laufwerke wieder zurückzugeben.