Jennifer Scharinger getötet - vom "Herzibär", der nicht verschwinden wollte
13. Dezember 2025
oe24.at brachte eine Zusammenfassung der Ereignisse zum Tod von Jennifer Scharinger und die bis dato bekannten Fakten. Diesen Artikel möchten wir Ihnen hier wiedergeben.
Jennifer Scharinger war gerade einmal 21 Jahre alt, als sie im Jänner 2018 spurlos aus ihrer Wohnung in der Ospelgasse in Wien verschwand - die höchst gebildete junge Frau, deren Leiche jetzt am Rand eines Truppenübungsplatzes Allentsteig im Waldviertel verscharrt gefunden wurde, hatte nichts falsch gemacht, war nur an den völlig Falschen geraten, der, als sie sich von ihm trennen wollte, nicht gehen wollte.
Jetzt sagt Clemens T. (für den die Unschuldsvermutung gilt), er "habe die Nerven verloren" und habe sich "erniedrigt" gefühlt, als sie ihn an jenem Tag angeschrien habe, daß er "verschwinden" soll - nicht nur aus der Wohnung, sondern überhaupt aus ihrem Leben. Hintergrund: Jenni, die aus Hollabrunn stammt, hatte in beachtlichem Tempo und mit Fleiß Lehrabschluss, Moped- und Traktorführerschein, Unternehmerprüfung, Autoführerschein, Matura, Lateinberechtigungsprüfung zum Studium gemacht, studierte Jus und hatte von einer Firma das Angebot für ein Auslandsjahr in der Tasche. Der Sohn eines pensionierten Polizisten dagegen war zu der Zeit als Handwerker und gelernter Landschaftsgärtner auf Jobsuche, ein Legastheniker und Narzisst, der schon zweimal auf Frauen, mit denen er zusammen war, losgegangen sein soll. Das wurde aber erst später bekannt - unklar ist, ob Jennifer Scharinger, die ihren 1,90 großen "Herzibär" mit dem Pentagramm-Tattoo auf der Brust und den beiden Piercings in der Unterlippe, den sie im Internet kennengelernt haben dürfte, davon wusste. Und ob sie vor seinen Ausbrüchen gewarnt war.
An jenem 22. Jänner 2018 kam es dann zu dem furchtbaren Femizid, den der Angreifer - der sich jetzt, beraten von einer vifen Top-Anwältin auf eine Affekt-Tat herausredet, weil er sich wie oben bereits angedeutet provoziert und gedemütigt fühlte - fast acht Jahre lang vertuschte, indem er die Tote mutmaßlich in einen Koffer und dann in sein Auto verfrachtete und gar nicht so ziellos mit dem doch recht auffälligen gelben Toyota-Youngtimer in der Gegend, sprich: im Weinviertel, herumfuhr. Mit den GPS-Daten wollte er wohl die Fahnder verwirren, was dem damals 24-jährigen (der ja nur aus "reiner Panik" gehandelt haben will) auch gelang.
Als er zwei Monate später erfuhr, daß die Fahnder, die ihn durchaus schon im Visier hatten, nachträglich Ortungen seines Handy in Auftrag gegeben hatte - wer ihm das nur geflüstert hat? - buddelte er die Leiche, die er im Raum Großweikersdorf vergraben hatte, wieder aus und verscharrte sie am Rand des Truppenübungsplatzes Allentsteig im Waldviertel im Dickicht unter Ästen und Laub.
Unfassbare Details: in der Zwischenzeit hatte Clemens T. bereits wieder ein Tinder-Profil angelegt und war auf der Suche nach einer neue Partnerin oder kommentierte unter den Video eins Crime-YouTubers, der sich im Namen von Jennis verzweifelter Familie darüber echauffierte, daß keine erfolgreiche junge Frau einfach so ohne Ausweis, Geld, Bankomatkarte, e-card, Kontaktlinsen, Schlüssel und Handy einfach so das Weite sucht: im Schengen-Raum könne man durchaus ohne Paß über die Grenze, seine Eltern sollen, auf einem Weihnachtsmarkt von besorgten Bürgern angesprochen, sogar geäußert haben, daß Jenni sich wohl dem IS angeschlossen habe.
In einem Interview mit Servus-TV äußerte der Chefermittler Oberst Dietmar Berger, daß alles noch einmal akribisch überprüft werde, ob es nicht doch jemand gegeben hat, der (beim Beseitigen der Leiche oder als jahrelanger Mitwisser) "vielleicht geholfen hat". Man habe "weitere Mobiltelefone sichergestellt", nichts werde unaufgeklärt bleiben. Unter anderem soll Clemens T. mit seinen Eltern in der Woche nach dem Verschwinden von Jenni zweimal in der Ospelgasse gewesen sein, um seine Sachen zu holen und um hernach in seine Heimatgemeinde zurückzukehren, wo er nur noch Herr der Ringe las und schaute, bis er sich selbst und auch seine Gartenfirma, die er sich aufbaute, mit einem der Namen des dunklen Herrschers Sauron (um)benannte.
Daß er zuletzt eine neue Freundin fand, die er wiederum beim ersten Streit attackierte, rundet das Bild des Verdächtigen nur ab. Die Frau zeigte ihn an - ein Betretungsverbot erfolgte, außerdem bekamen die Ermittler einen WhatsApp-Chat von in die Hände, wo er einer weiteren Frau erklärt, wie er den perfekten Mord durchführen und die Leiche entsorgen würde, daß "man nichts mehr findet". Auch Jennifers Mutter - die ihm unermüdlich seit Jahren auf den Fersen war - setzte ihn mit zahlreichen Postings im Internet (Jenni als Herr der Ringe-Elbin mit dem Vermerk "Die Wahrheit siegt") zu. Dermaßen unter Druck gesetzt kam er vergangene Woche "freiwillig" auf den nächsten Polizeiposten und gestand alles - und führte die Ermittler zu dem versteckten Grab im Wald.
Gegen die von der Verteidigung eingebrachte mögliche Affekttat spricht ein Detail, das von den Fahndern jetzt offengelegt wurde. Demnach hatte der Niederösterreicher vor dem "Aussetzer" im Googleverlauf Folgendes gesucht: "K.O.-Tropfen ohne Rezept, Wirkung, Chloroform, Narkosetechnik, Inhalationsnarkose und auch Entgiftungszentrale." Wer - außer der Böses plant - kommt auf solche Fragen?
Antworten wird hoffentlich der Prozeß bringen.