WordPress – der Streit eskaliert

Letztes Jahr begann der Streit zwischen Matt Mullenweg, CEO von Automattic und Mitbegründer sowie Chefentwickler von WordPress und dem WordPress-Hoster WP Engine. Bei dem Streit geht es um Mullenwegs Vorwurf, WP-Engine profitiere seit vielen Jahren vom quelloffenen WordPress, ohne selbst viel dazu beizutragen, wie Mullenweg in einem Blogeintrag im September ausführte.

Das Drama ging beiderseits vor Gericht, wobei Mullenweg am 10. Dezember per einstweiliger Verfügung vorerst den Kürzeren zog und den gesperrten Zugriff für WP Engine auf Ressourcen und Plug-ins auf WordPress.org wieder freigeben musste. Weitere Gerichtsentscheide stehen noch aus.

Während es in den vergangenen Wochen vermutlich auch wegen der Feiertage ruhig blieb, eskaliert die Situation derzeit wieder. Am 10. Januar erklärte Automattic, daß es seine Beiträge zur Open-Source-Version von WordPress einschränken würde. Das Unternehmen werde anstatt wie bisher rund 4000 Stunden insgesamt nur noch etwa 45 Stunden pro Woche investieren. Das entspreche der Zeit, die WP Engine für das WordPress-Ökosystem aufbringt. Damit wolle man sicherstellen, daß zumindest Sicherheitslücken und kritische Fehler bearbeitet werden.

Wenn Automattic das umsetzt, entsteht eine Lücke, die von der Community geschlossen werden muss. Da Mullenweg viele Sympathien mit der Community verspielt hat, würde das vermutlich einen Fork von WordPress bedeuten. Das wäre allerdings ein schwieriges Unterfangen nicht nur wegen der Komplexität, sondern auch, weil Mullenweg Dienste wie WordPress.org kontrolliert. Ohne einen Account auf der Webseite lassen sich weder Code noch Themes oder Plug-ins beitragen. Dies mussten am vergangenen Samstag fünf Community-Mitglieder am eigenen Leib erfahren, nachdem Mullenweg ihre Accounts gesperrt hatte, nachdem er sie beschuldigt hatte, einen Fork zu planen. Anlaß war Joost de Valk, einer der gesperrten Entwickler, der für sein WordPress-SEO-Tool Yoast bekannt ist. Er veröffentlichte kurz vor den Feiertagen einen Blogeintrag, in dem er einen föderalen und unabhängigen Ansatz für WordPress forderte:


Noch im Oktober hatte sich Mullenweg öffentlich positiv über einen Fork geäußert, sollte der Streit mit WP Engine es erforderlich machen. Somit fiel die Rechtfertigung der Sperrung der fünf Community-Entwickler wegen des Blogbeitrags von Joost nicht gerade leicht. Mullenweg versuchte, die Kurve zu kriegen, indem er schrieb, die Deaktivierung der Konten sei ein Anstoß für die gesperrten Entwickler, die sie benötigen, um mit einem Fork loszulegen.


Ein Schelm, der darin Sarkasmus entdeckt. Wer Mullenweg kritisiert, dessen Beiträge zu WordPress sind anscheinend nicht mehr erwünscht. Weitere Einzelheiten der derzeitigen Entwicklung bietet ein Beitrag des nicht mit WordPress verbandelten Entwicklers Gavin Anderegg.