Routerdefekte durch falsche Kondensatoren auch bei Fritzbox 6890 LTE
01. Dezember 2025
Im Sommer 2025 berichteten wir über einen Bestückungsfehler bei älteren Exemplaren der Fritzbox 7590, bei denen das WLAN in einem der beiden Funkbänder 2,4 und 5 Gigahertz nach längerer Betriebszeit ausfällt. Als Ursache stellte sich ein mit rund 1 Nanofarad zu klein dimensionierter Kondensator bei drei Onboard-Spannungswandlern heraus, der an drei Geräten nachgewiesen werden konnte. In einem später gefertigten, vierten 7590er-Exemplar war das Bauteil mit knapp 100 Nanofarad mit weit größerer Kapazität spezifiziert.
Seinerzeit fand man auch bei einem Exemplar der Fritzbox 6890 LTE v2 falsche Kondensatoren. Angesichts der zu kleinen Stichprobengröße wäre es aber unseriös gewesen, mehr als einen Verdacht zu äußern. Der sich damals noch AVM nennende Hersteller antwortete auf Anfrage nur ausweichend.
Die Ahnung wurde nun zur Gewißheit: ein Leser des Online Portals heise.de schickte jüngst drei defekte 6890er-Fritzboxen aus seiner Kundenflotte, die in den Monaten Dezember 2017 (6890 LTE, Seriennummer J514…), Mai 2018 (6890 LTE v2, K213) und Mai 2020 (6890 LTE v2, M192) hergestellt wurden, an Heise. Auf allen drei Platinen fanden die Mitarbeiter den mit rund 1 Nanofarad zu klein dimensionierten Bootstrap-Kondensator am Schaltregler MP1477. Bei einem Router war dieser Baustein auch nicht still ausgefallen wie bei anderen.
Auf Anfrage von heise.de hieß es seitens Fritz diesmal: "Es gibt keinerlei Hinweise auf häufige Ausfälle bei der FRITZ!Box 6890 LTE, weder bei der Retourenquote des Modells im Vergleich zu anderen Modellen, noch aus den genauen Berichten unserer Qualitätssicherung. Sollten Kunden Probleme mit ihrem eingesetzten Produkt haben, analysieren wir das gerne und tauschen – sofern begründet – innerhalb des 5-jährigen Garantiezeitraums mit Kulanz um."
Das Problem mit der Fritzbox 7590 muß der Hersteller schon um 2020 herum bemerkt haben, weil ab Mitte 2021 produzierte Router passend dimensionierte Kondensatoren haben. Bei der 6890 LTE scheint Fritz den Fehler aber viel später korrigiert zu haben. Der Hardware-Techniker "chips", der auch Fritzboxen repariert, hat herausgefunden, daß die Produktionsumstellung zwischen 2023 und 2024 geschehen sein muß.
Beim 7590er-Router umschifft das Betriebssystem FritzOS 8 den Wandlerausfall während des Systemstarts, sodaß die Geräte wenigstens noch ohne WLAN funktionieren; sie leiten das Internet ins LAN weiter und arbeiten als Telefonanlage für DECT-Schnurlostelefone sowie Smart-Home-Steuerung per DECT-ULE. Für die Fritzbox 6890 LTE ist hingegen bis heute kein FritzOS 8 erschienen. Fällt bei diesem Router einer der beiden WLAN-Zweige aus, geht er in eine Bootschleife und wird komplett unbrauchbar – falls er überhaupt noch startet.