Blog: Warum ich jetzt zu Windows zurückkehre
Diesen Blog haben wir bei GAMESTAR.DE gefunden, geschrieben von Alexander Köpf. Wir möchten diesen hier - als Linux-Geeks - gerne wiedergeben, um darzustellen, wieso jemand wieder von Linux in die Windows-Welt wechselt. Diese mögen vielfältig und verschieden sein. Wir selbst konnten die nun folgenden Probleme nicht feststellen. Das mag auch daran liegen, daß von uns andere Distributionen oder auch andere (Linux-affine) Hardware eingesetzt wird.
Vor gut eineinviertel Jahren habe ich mich von Windows verabschiedet und bin mit wehenden Fahnen zu Linux übergelaufen. Damals verkündete ich noch mit Überzeugung: "Zurück zu Windows? Niemals!"
Tja, so schnell kann sich das Blatt wenden. Wie ihr der Überschrift unschwer entnehmen könnt, habe ich meine Meinung gründlich revidiert. In den kommenden Wochen wird Windows auf meinen Arbeitsrechnern wieder Einzug halten, während Ubuntu von der Festplatte fliegt. Doch was hat meinen Sinneswandel ausgelöst?
Es gab einige Dinge, die mich damals restlos überzeugt haben:
- Keine nervige Werbung, kein Datensammelwahn
- Einfache Installation und Bedienung
- Für fast jedes Windows-Programm existiert eine (kostenlose) Linux-Alternative.
- Viele Programme gibt es sogar direkt für Linux.
- Das System gilt als stabil und ausgereift.
Zunächst schlich sich der Frust ganz leise ein: Webseiten laden oftmals im Schneckentempo, völlig unabhängig vom Browser. Nervig, ja, aber kein Beinbruch.
Dann kamen die ersten Freezes: beim simplen Maximieren oder Minimieren eines Fensters erstarrt das ganze System immer wieder wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Minutenlanges Warten ist dann angesagt, bis sich der Knoten wieder löst. Auch das habe ich so hingenommen.
Aber irgendwann half auch Augen-zu-und-durch nicht mehr: das System hängt sich komplett auf, und der einzige Ausweg ist ein harter Neustart. Da ist das sprichwörtliche Fass nicht nur voll, es läuft über wie ein Bierglas im Oktoberfestzelt.
O Und als wäre das nicht genug, legt sich auch noch der Sound schlafen. Bleibt der Rechner ein paar Stunden stumm, bleibt er es auch, wenn ich mir etwas ansehen oder anhören will – es sei denn, ich starte neu oder rüttle so lange am Lautstärkeregler, bis Ubuntu plötzlich wieder Töne von sich gibt.
Ich hatte auf den Systemen zuvor Windows 11 installiert, das, abgesehen von ein paar Schwierigkeiten mit manchen Updates, keine Probleme machte. An der Hardware sollte es demnach nicht scheitern.
Bevor jetzt Linux-Fans in den Kommentaren die Messer wetzen: natürlich ließen (Konjunktiv!) sich diese Probleme wohl allesamt beheben.
Ich könnte Browser-Caches öfter leeren, DNS-Server wechseln, Add-ons deaktivieren oder die Hardwarebeschleunigung toggeln. Ich könnte vom Display-Server Wayland zu Xorg springen, Gnome gegen einen anderen Fenstermanager tauschen oder stundenlang nach einem fehlerhaften Paket suchen. Unter Linux läßt sich im Prinzip alles reparieren, vorausgesetzt, man hat Zeit, Geduld und Lust auf Dauerbasteln.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: will ich das wirklich? Nein! Zumindest nicht auf den Rechnern, die ich täglich für die Arbeit brauche.
Ich habe mir Ubuntu ursprünglich ausgesucht, weil ich einen Tapetenwechsel und ein stabiles System wollte, das einfach läuft. Kein ständiges Gefrickel, keine spontanen Ausfälle, sondern Verlässlichkeit. Doch die bekam ich in eineinviertel Jahren nicht immer.
Windows hingegen liefert genau das spätestens seit Version 7. Klar, auch dort gibt's mal Abstürze, aber im Vergleich zu meinen Ubuntu-Erlebnissen läuft es wie ein Schweizer Uhrwerk.
Deshalb kehre ich zurück. Nicht, weil ich Linux schlechtreden will, auf meinem Laptop werde ich es weiterhin ergänzend nutzen (allerdings eine andere Distribution). Aber für meine Arbeitsrechner gilt: Linux, es ist aus. Ich habe die Nase gestrichen voll.