Seagate-Festplatten mit manipulierten FARM-Werten verkauft
Der Skandal um gebrauchte, aber als neu verkaufte Seagate-Festplatten reißt nicht ab; immer noch erreichen uns weitere Hiobsbotschaften von betrogenen Käufern. Nun kommt eine neue Methode ins Spiel, die die Betrugserkennung noch einmal etwas erschwert.
Die Gauner haben es anscheinend geschafft, einen Wert zu ändern, der bislang als deutliches Indiz für einen Betrug galt: die Anzahl der Betriebsstunden in den FARM-Werten. Nach Angaben von Seagate zieht das Farm-Protokoll "Daten aus mehreren internen Protokollen, um einen Überblick über die Laufwerksnutzung und den Gesundheitszustand zu geben. Je nach Kenntnisstand und Fähigkeiten können die Protokolle gelöscht werden, und wenn eine der Hintergrunddaten, die das Farm-Log abruft, gelöscht wurde, hat dies Auswirkungen."
Ein einfacher Abgleich der Betriebsstunden in den üblichen SMART-Werten mit der Angabe der Betriebsstunden (Power On Hours, POH) in den FARM-Werten reicht also zur Erkennung eines gebrauchten Laufwerks nicht mehr aus. Erst ein Blick auf die Betriebsstunden etwa der einzelnen Köpfe zeigt, ob die Laufwerke wirklich neu sind.
Besonders ärgerlich ist das für Nutzer eines Synology-NAS, die ihre Laufwerke mit dem Docker-Image farm-check prüfen. Der Programmierer des Tools sieht keine Möglichkeit, das Tool auf eine Prüfung ohne die POH zu erweitern.
Bei den meisten gebrauchten Laufwerken aber bleibt immer noch die Möglichkeit, das Alter über das Produktionsdatum zu verifizieren. Mehr als sechs Monate sollte eine Festplatte nicht für den Weg zum Endkunden benötigen – falls das Produktionsdatum deutlich länger zurückliegt, ist eine genauere Prüfung angesagt.
Ein fehlender Aufkleber auf der Stirnseite ist ebenfalls ein Hinweis auf einen Betrug. Dort ist zum einen die Seriennummer des Laufwerks direkt aufgedruckt, zum anderen ein Barcode. Wer die Seriennummer nicht lesen kann, nimmt einfach einen Barcode-Scanner auf seinem Smartphone und lässt sich die Nummer dort anzeigen.
Mithilfe eines Smartphones lässt sich auch ein gefälschter Aufkleber leicht identifizieren: normalerweise führt der Barcode auf dem Aufkleber zu der Website mit der Garantieabfrage, die Seriennummer ist dabei schon vorbelegt. Bei gefälschten Aufklebern aber muss man die Seriennummer selbst eintippen.