Papst Franziskus gestorben
Papst Franziskus ist am Morgen des Ostermontag ins Haus des Vaters zurückgekehrt. Das hat der Kardinalkämmerer des Vatikans Kevin Farrell am Vormittag bekannt gegeben. Franziskus war 88 Jahre alt. Noch am Vortag, dem Ostersonntag, hatte er - sichtlich geschwächt - auf dem Petersplatz der Stadt und der Welt den Segen Urbi et Orbi gespendet.
"Liebe Brüder und Schwestern, mit tiefer Trauer muß ich den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus bekannt geben", sagte Kardinal Kevin Farrell per Video, das der Vatikan um 9.47 live übertrug. "Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet", so der US-amerikanische Kurienkardinal.
Papst Franziskus’ letzter Tweet auf X am Ostersonntag lautete: "Christus ist auferstanden! Diese Botschaft enthält den ganzen Sinn unseres Daseins, das nicht für den Tod, sondern für das Leben bestimmt ist."
Wie geht es jetzt weiter?
Nach der offiziellen Bekanntgabe seines Todes wird es zunächst neun Tage der Trauerfeierlichkeiten geben, bevor der Prozeß zur Wahl eines neuen Papstes beginnt. Frühestens 15 Tage nach dem Tod wird das sogenannte Konklave einberufen – jene traditionsreiche Versammlung der wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle, um das neue Kirchenoberhaupt zu bestimmen.Zunächst muß der Kammerdiener des Papstes – derzeit Kardinal Kevin Farrell – den Tod des Papstes formell bestätigen. Dazu ruft er dreimal den Namen "Franziskus" am Totenbett und vergewissert sich, daß keine Antwort erfolgt.
Anschließend werden die Privaträume des Papstes versiegelt, der berühmte Fischerring vom Finger des Verstorbenen abgenommen und mit einem Hammer zerstört – ein symbolischer Akt zur Beendigung seines Pontifikats.
Papst Franziskus wird anschließend in rote liturgische Gewänder gekleidet, mit einer weißen Mitra auf dem Haupt. Danach wird sein Leichnam zur Petersbasilika gebracht, wo er drei Tage lang öffentlich aufgebahrt wird.
Die Beisetzung erfolgt innerhalb von sechs Tagen – allerdings nicht, wie bei seinen Vorgängern üblich, in der Krypta unter dem Petersdom, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore im römischen Stadtteil Esquilino, die Franziskus persönlich sehr verbunden war.
Zur Papstwahl sind nur Kardinäle unter 80 Jahren zugelassen – aktuell 138 von 252. 54 aus Europa, 18 aus Afrika, 24 aus Asien, 4 aus Ozeanien, 16 aus Nordamerika, 4 aus Mittelamerika und 18 aus Südamerika.
Sie werden im Rahmen des Konklaves unter strikter Abschottung in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen. Während dieser Zeit haben sie keinen Zugang zu Telefon, Internet oder der Außenwelt.
Das Konklave beginnt mit einer feierlichen "Messe für die Wahl eines Papstes", der "Pro eligendo Romano Pontifice". Anschließend ziehen die Kardinäle unter Gesängen wie der "Litanei der Heiligen" und dem Hymnus "Veni Creator Spiritus" in die Kapelle ein.
Dort legen sie mit der Hand auf das Evangelium einen Eid ab, über alle Vorgänge des Konklaves absolutes Stillschweigen zu bewahren. Nach einer Einführungsmeditation, diesmal durch Kardinal Prosper Grech aus Malta, beginnt der eigentliche Wahlprozess.
Jeder Kardinal schreibt auf einen Stimmzettel die Worte "Eligo in Summum Pontificem" – "Ich wähle zum höchsten Pontifex" – und den Namen seines Favoriten. Anschließend legen sie ihre Stimme feierlich in eine silberne und goldene Urne.
Seit den Reformen von Papst Johannes Paul II. gibt es drei Urnen: für die Stimmen der anwesenden Kardinäle, für mögliche Krankenstimmen aus dem Vatikan und für die Aufbewahrung nach der Auszählung.
Nach jedem Wahlgang wird der Inhalt der Urnen verbrannt. Der aufsteigende Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle zeigt den Ausgang:
- schwarzer Rauch bedeutet: noch keine Entscheidung
- weißer Rauch signalisiert: ein neuer Papst wurde gewählt
Zum Abschluß tritt der neue Papst erstmals auf den Balkon der Petersbasilika, um der jubelnden Menge und der Welt das traditionelle "Habemus Papam" – "Wir haben einen Papst" – verkünden zu lassen.
Ein neues Kapitel in der Geschichte der katholischen Kirche beginnt – mit großer Spannung erwartet die Welt, wer die Nachfolge von Franziskus antreten wird.
Wird es der erste schwarze Papst?
Könnte Peter Turkson der erste schwarze Papst der Kirchengeschichte werden? Peter Turkson stammt aus Cape Coast in Ghana und ist das Kind einer ghanaischen Mutter und eines Vaters mit Wurzeln im Libanon. Bereits früh trat er ins Priesterseminar ein, studierte später Theologie in Rom und wurde 1975 zum Priester geweiht. Nach weiterführenden Studien in den USA kehrte er zurück nach Ghana, wo er unter anderem als Professor und schließlich als Erzbischof von Cape Coast tätig war.2003 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben – als einer der ersten hohen Vertreter der Kirche aus Westafrika im Kardinalskollegium. Unter Papst Benedikt XVI. wurde Turkson zum Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ernannt, später unter Papst Franziskus zum Leiter des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen – eine Schlüsselstelle für soziale, wirtschaftliche und ökologische Fragen im Vatikan.
Turkson gilt als profilierter Vertreter einer katholischen Soziallehre, die sich für Armutslinderung, Friedenssicherung und den Klimaschutz starkmacht. Er arbeitete eng mit Papst Franziskus an der Enzyklika "Laudato si’", dem zentralen Lehrschreiben zur ökologischen Verantwortung.
Turkson vertritt einen progressiv-sozialen Katholizismus, der sich für globale Gerechtigkeit einsetzt, zugleich aber in moraltheologischen Fragen eher konservativ geprägt ist. In Fragen wie der Rolle der Frau in der Kirche oder der Homosexualität äußert er sich vorsichtig im Sinne der kirchlichen Lehre, ohne fundamentalistisch zu wirken.
Er ist bekannt für seine Vermittlerrolle, seine diplomatische Sprache und seine tiefe Verwurzelung im afrikanischen Christentum.
In kirchlichen Kreisen wird Turkson seit Jahren als "papabile" (als Papstkandidat) gehandelt – zuletzt beim Konklave 2013, das Papst Franziskus hervorbrachte. Sollte es nach dem derzeitigen Pontifikat zu einem erneuten Konklave kommen, dürfte sein Name wieder fallen.
Ein afrikanischer Papst wäre eine historische Zäsur: zwar gab es in der frühen Kirchengeschichte Päpste mit nordafrikanischen Wurzeln (wie Viktor I. oder Miltiades), aber noch nie einen Schwarzafrikaner auf dem Stuhl Petri.
Mit seiner internationalen Erfahrung, theologischen Bildung, weltoffenen Haltung und afrikanischen Identität vereint Turkson viele Qualitäten, die eine weltweite Kirche heute braucht.