Seuchen-Gefahr: ab 05.04.25 Lockdown (an Österreichs Grenzen)

Seit dem ersten Nachweis der Seuche in Ungarn am 7. März steigt die Zahl der Fälle rasant. Besonders betroffen sind Gebiete nahe der österreichischen Grenze. Nun setzt das Gesundheitsministerium drastische Maßnahmen: die Grenzen zur Slowakei und nach Ungarn werden dichtgemacht.

"Wir müssen alles tun, um eine Einschleppung nach Österreich zu verhindern", heißt es aus dem Innenministerium. Die Verordnung soll am 05. April um 00:00 Uhr in Kraft treten. Eine Einreise wird nur noch an wenigen Übergängen möglich sein.

MKS-Virus: die Chronologie der Seuche
10. Jänner: Erster MKS-Ausbruch in Deutschland (Brandenburg) seit 1988.
7. März: Ungarn meldet ersten Fall im Komitat Györ-Moson-Sopron.
21. März: Drei Ausbrüche im Süden der Slowakei – nahe der österreichischen Grenze.
26. März: Weitere Fälle in Ungarn, rund 3000 Tiere betroffen. Das Bundesheer unterstützt in der Slowakei.
27. März: Strengere Kontrollen an der Grenze, Einfuhrverbot für Tiere und Tierprodukte aus Ungarn und der Slowakei.
28. März: Tiergarten Schönbrunn sperrt Streichelzoo und Teile des Tirolerhofs.
31. März: Neuer Fall in der Slowakei – die Seuche erreicht die niederösterreichische Gemeinde Weiten an der March.
2. April: Gesundheitsministerium kündigt Grenzschließung an.
3. April: Innenministerium bestätigt: ab Samstag werden 24 Grenzübergänge gesperrt.

Die Maul- und Klauenseuche gilt als extrem ansteckend – besonders für Rinder, Schafe und Schweine. Zwar ist sie für Menschen ungefährlich, doch die wirtschaftlichen Folgen könnten verheerend sein. Millionenverluste drohen, sollte die Seuche nach Österreich eingeschleppt werden.

Die Regierung rät zur Vorsicht: wer in den betroffenen Ländern war, sollte unbedingt Schuhe und Kleidung desinfizieren und keine tierischen Produkte über die Grenze bringen. Verstöße werden streng geahndet!

Wie lange die Maßnahmen gelten, ist unklar. Die Regierung will die Lage beobachten und entscheidet wöchentlich neu.

Folgende Grenzübergänge werden geschlossen:
In Richtung Ungarn:
• Andau – Janossomorja
• Andau – Kapuvar (Zugang zur Brücke von Andau)
• Baumgarten – Sopron
• Deutsch Jahrndorf – Rajka
• Deutschkreutz – Harka
• Deutschkreutz – Nagycenk
• Halbturn – Varbalog
• Halbturn – Varbalog (Albertkazmerpuszta)
• Klostermarienberg – Olmod
• Loipersbach – Agfalva
• Lutzmannsburg – Zsira
• Lutzmannsburg (Rebberg) – Zsira
• Lutzmannsburg (Therme) – Zsira
• Neckenmarkt – Harka
• Nickelsdorf – Rajka
• Nikitsch – Sopronkövesd
• Nikitsch – Zsira
• Ritzing (Helenenschacht) – Sopron (Brennbergbanya)
• Schattendorf – Agfalva
• Sieggraben (Herrentisch) – Sopron (Görbehalomtelep)
• Wallern – Kapuvar (Zugang zur Brücke von Wallern)

In Richtung Slowakei:
• Angern-March/Zahorska Ves
• Schloß Hof/Devinska Nova Ves
• Fußgänger- und Radfahrbrücke Marchegg im Bezirk Gänserndorf

Ab 05. April ist an den 24 betroffenen Grenzübergängen jeglicher Grenzübertritt verboten, hieß es von der Landespolizeidirektion. Die Übergänge seien in Abstimmung mit den Behörden in Niederösterreich und dem Burgenland, den Landwirtschaftskammern und dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft festgelegt worden, hieß es am Donnerstag vom Innenministerium.

Geschlossene Übergänge seien im Gegensatz zu herkömmlichen Kontrollen weniger personalintensiv. Die Überwachung dieser kleinen Übergänge wird die Polizei in unterschiedlicher Stärke und Intensität durchführen. Weitere Details zu den Maßnahmen würden daher nicht bekanntgegeben, so das Innenministerium.

Die Landwirtschaftskammer begrüße strenge Maßnahmen und ersuche die Bevölkerung um Mithilfe, teilte LK-Präsident Nikolaus Berlakovich am Donnerstag via Aussendung mit. Bis Donnerstagmittag gab es noch keinen positiven MKS-Fall in Österreich. Die Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche in Ungarn und der Slowakei stellten für die Tierhaltungsbetriebe im Burgenland ein teils existenzbedrohendes Risiko dar.

Berlakovich rief die Bevölkerung dazu auf, nicht unbedingt notwendige Reisen in die betroffenen Gebiete zu unterlassen, fremde Ställe nicht zu betreten, keine Speisereste an Nutztiere zu verfüttern, auf Hygiene zu achten und den Anweisungen der Behörden zu folgen.

Im Burgenland gibt es insgesamt rund 1338 Betriebe, die bei einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche betroffen wären. Ein umfassendes Überwachungs- und Testprogramm ist im Burgenland bereits angelaufen.

Die 24 kleinen Grenzübergänge bleiben bis 20. Mai 2025 gesperrt. Weiterhin möglich ist der Grenzübertritt an den großen Übergängen Kittsee-Jarovce, Nickelsdorf-Hegyeshalom 1 und 2, Pamhagen-Fertöd, Klingenbach-Sopron, St. Margarethen-Sopronköhida, Rattersdorf-Köszeg sowie allen Übergängen in den Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf.

An den geöffneten Grenzübergängen in den Bezirken Neusiedl am See, Eisenstadt Umgebung und Oberpullendorf - dies ist die erweiterte Sperrzone - wurden am Freitag von der Baudirektion des Landes Seuchenteppiche eingerichtet. Diese sollen die Einschleppung des Virus durch einreisende Kraftfahrzeuge verhindern. Diese Flächen, auf denen Desinfektionsmittel aufgetragen wird, werden dann von allen Fahrzeugen aus Ungarn oder der Slowakei passiert. Bei den Desinfektionsmaßnahmen an den Autobahn-Grenzübergängen Kittsee und Nickelsdorf soll der Assistenzeinsatz des Bundesheeres unterstützen. Zusätzlich befinde sich das Land in Abstimmung mit der Asfinag, hieß es weiters.

An den geöffneten Grenzübergängen in Hohenau (Bezirk Gänserndorf) und Berg (Bezirk Bruck an der Leitha) werden Seuchenteppiche gelegt und vom NÖ Straßendienst betreut, hieß es am Freitag auf APA-Anfrage vom Land. Ziel sei, eine Einschleppung der Maul- und Klauenseuche über den Straßenweg möglichst zu verhindern.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hielt fest, daß der Schutz der bäuerlichen Betriebe höchste Priorität habe. Deshalb werde auf allen Ebenen rasch, abgestimmt und mit voller Entschlossenheit gehandelt - in enger Zusammenarbeit mit der für diese Veterinär- und Tierschutzangelegenheiten zuständigen Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP), denen Dank für ihren engagierten Einsatz gelte.

Der Einsatzstab des Landes tage in Permanenz, um sich jederzeit über aktuelle Entwicklungen abzustimmen und die notwendigen Maßnahmen so schnell wie möglich zu ergreifen, wurde betont. Involviert sind u.a. Experten der Veterinärdirektion, des Katastrophenschutzes, des Straßendiensts, der Blaulichtorganisationen sowie der Landwirtschaft.




Das Gesundheitsministerium veröffentlichte am Freitagabend eine neue Verordnung mit weiteren Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche. Das bestehende Importverbot für unter anderem frisches Fleisch, Rohmilch, Wildbret und Jagdtrophäen wird damit auf Stroh und pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Ländern ausgedehnt. Alle Tierhaltungsbetriebe sind zudem "angehalten, verstärkte Biosicherheitsmaßnahmen umzusetzen, darunter etwa Maßnahmen zur Reinigung und Desinfektion von Fahrzeugen". Betriebe sind verpflichtet, Besuchsprotokolle über betriebsfremde Personen zu führen. Tiere aus der erweiterten Sperrzone dürfen grundsätzlich nicht verbracht werden. Eine Ausnahme ist nur bei negativem Testergebnis und behördlicher Genehmigung zulässig. "Landesbehörden können Fahrzeuge anhalten und desinfizieren", heißt es weiter in der Verordnung. Die Maßnahmen gelten vorerst bis zum 20. Mai 2025, parallel zu den aktuellen Grenzschließungen.

In der Überwachungszone wurden alle Tiere von insgesamt acht Betrieben untersucht, wurde in der Aussendung des Gesundheitsministeriums betont. Die Untersuchung wird bis zum 20. Mai wöchentlich wiederholt, das entspricht der Inkubationszeit des Virus. In der erweiterten Sperrzone wurden bisher 104 Betriebe besucht und beprobt, alle bisher analysierten Proben waren negativ. Weitere Proben sind noch in Auswertung. Innerhalb der vergangenen Woche habe es vier Verdachtsmeldungen innerhalb der Zonen gegeben, alle Proben waren negativ.