Big Brother in der Hosentasche: EU plant den Lauschangriff auf unsere Chats
05. Dezember 2025
Unter dem Deckmantel des Kinderschutzes wird ein Plan geschmiedet, der Datenschützer und Sicherheitsexperten die Alarmglocken läuten läßt. Österreich hat im EU-Rat einer umstrittenen Überwachungsmaßnahme zugestimmt. Der Plan, offiziell zur Bekämpfung von Kinderpornografie gedacht, könnte das Ende der digitalen Privatsphäre für Millionen Europäer bedeuten. Zwar ist ein Zwang zum Scannen aller privaten Chats vorerst vom Tisch, doch das neue Gesetzespaket steckt voller Maßnahmen, die Kritiker als massiven Angriff auf die Grundrechte bezeichnen.
Jahrelang haben Politiker in Brüssel über die sogenannte "Chatkontrolle" gestritten. Der neueste Kompromiß wirkt auf den ersten Blick harmloser. Messengerdienste wie WhatsApp und Signal werden nicht gezwungen, private Chats zu durchsuchen. Allerdings erhalten sie einen dauerhaften rechtlichen Freibrief, dies freiwillig zu tun. Genau das läßt Datenschützern die Haare zu Berge stehen. Gleichzeitig wird eine völlig neue EU-Behörde aus dem Boden gestampft, das "EU-Zentrum zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Mißbrauchs von Kindern", das Daten von den Plattformen sammeln und auswerten soll.
Die eigentliche Bombe, so Experten, ist die Technologie, die dabei zum Einsatz kommen könnte: das Client-Side-Scanning. Bei dieser Methode wird Ihr Smartphone nach verdächtigen Inhalten durchsucht, bevor eine Nachricht überhaupt verschlüsselt und versendet wird. Kryptografie-Experten warnen, daß dies die Idee einer sicheren Ende-zu-Ende-Verschlüsselung faktisch aushebelt. Es schafft eine Überwachungsarchitektur, die jeden Bürger unter Generalverdacht stellt.
Ein weiterer hochumstrittener Teil des Plans ist die Forderung nach flächendeckenden Alterskontrollen. Um Onlinedienste zu nutzen, könnten Sie bald Ihr Alter nachweisen müssen, indem Sie Ihren Ausweis hochladen, Gesichtsscans verwenden oder Ihre Bankdaten verknüpfen. Für Datenschützer bedeutet das nur eines: den Tod der Anonymität im Internet. Die Möglichkeit, zu posten, zu kommentieren oder zu chatten, ohne seine wahre Identität preiszugeben, könnte bald der Vergangenheit angehören. Das digitale Ich würde vollkommen gläsern werden.
Der deutsche Bürgerrechtsverein Digitalcourage bezeichnet das gesamte Paket als "massiven Angriff auf unsere Grundrechte" und warnt davor, daß Alterskontrollen "das Ende der Anonymität im Internet einläuten" könnten.
Die politischen Implikationen sind explosiv. Kritiker warnen, daß eine einmal geschaffene Scan-Infrastruktur für immer bleibt. Heute wird sie vielleicht genutzt, um nach Material von Kindesmißbrauch zu suchen, aber was ist mit morgen? Forscher befürchten, daß das System leicht umfunktioniert werden könnte, um nach politisch unliebsamen Inhalten zu suchen. Der Council of European Professional Informatics Societies (CEPIS), der 450000 IT-Profis vertritt, erklärt, die Maßnahmen würden "wirksame Ende-zu-Ende-Verschlüsselung untergraben" und ein "erhebliches Risiko der Massenüberwachung" schaffen.
Sogar Juristen und Journalisten schlagen Alarm. Der Dachverband der europäischen Anwaltskammern (CCBE) argumentiert, daß ein Scan-Zwang das Berufsgeheimnis von Anwälten verletzt. Das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) warnt unterdessen vor den "demokratischen Kosten" und betont, daß der Schutz von Quellen und Informanten praktisch unmöglich wird, wenn die Kommunikation nicht mehr wirklich privat ist.
Die Entscheidung hat zu einem politischen Erdbeben geführt. In Österreich haben sowohl die FPÖ als auch die Grünen die Zustimmung der Regierung scharf kritisiert. Die FPÖ-EU-Abgeordnete Petra Steger sagt: "Freiwillige Überwachung bleibt Überwachung!" Sie sieht den Kompromiß als einen "Sieg für Überwachungsbefürworter". Der Digitalisierungssprecher der Grünen, Süleyman Zorba, nannte Österreichs Votum einen "Rechtsbruch" und einen "Dammbruch in Richtung flächendeckende Überwachung".
Messengerdienste wie Signal und Threema haben laut dem Netzwerk für digitale Rechte epicenter.works bereits damit gedroht, sich eher aus dem EU-Markt zurückzuziehen, als ihre Verschlüsselung zu kompromittieren. Während der Gesetzesentwurf nun in die letzte Verhandlungsphase zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission geht, ist eines klar: der Kampf um die Zukunft der privaten Kommunikation ist noch lange nicht vorbei.
Statement von WITS.AT:
Wie wir schon mehrmals zu diesem Thema uns geäußert haben: die EU entwickelt sich immer mehr zur DDR 2.0 oder zur "Union der Sozialistischen Europäischen Republiken" (UdSER)! Anstatt STASI und IM's heißt es halt jetzt "EU-Zentrum zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Mißbrauchs von Kindern".Schnüffeln bis in den privatesten Bereich! War da nicht etwas von DATENSCHUTZGRUNDVERORDNUNG? Keine Daten-Weitergabe bzw. -Preisgabe? Und jetzt überall mitlesen wollen? Nein, das darf unter keinen Umständen Realität werden. Denn was ist den der nächste Schritt? Wir als IT haben ja auch noch die Möglichkeit verschlüsselte Kommunikation zu machen (VPN). Werden diese VPN-Verbindungen dann als nächstes aus bzw. in den EU-Raum verboten?
Die Zukunft Europas geht in diesen Zeiten leider einer extrem dunklen Zukunft entgegen!