FPÖ-Chef Kickl im ORF: "Weiß nicht, was das mit seriösem Journalismus zu tun hat"

Zum Abschluß der diesjährigen ORF-"Sommergespräche" war FPÖ-Chef Herbert Kickl bei Klaus Webhofer zu Gast. Der Freiheitliche trat erholt und angriffslustig auf.

Warum er zuletzt kaum Interviews gegeben habe, erklärte der Freiheitliche gleich zu Beginn: "Ich muß nicht in jedes TV-Studio reinlaufen. Das ist ein aus der Zeit gefallenes Verständnis von Medienbedeutung." Stattdessen gebe es heute "eine Menge von neuen Kanälen, wo man Kommunikation betreiben kann". Manchmal sei auch ein Rückzug sinnvoll, "wie bei einer Band, die nach einer Tour eine Pause braucht, bevor es wieder ins Studio geht".

Ein zentrales Thema war das Scheitern der Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP im Februar. Kickl betonte, kompromissbereit gewesen zu sein, schob die Verantwortung jedoch klar der Volkspartei zu. "Ich habe gedacht, die ÖVP meint es ernst mit der Veränderung", so der FPÖ-Chef. Rückblickend räumte er ein, vielleicht den Fehler gemacht zu haben, "mit der ÖVP über Posten zu reden".

Inhaltlich forderte Kickl rasche "Erste-Hilfe-Maßnahmen" gegen die Teuerung, etwa eine Strompreisbremse oder die Streichung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. "Das hilft aber nur, wenn man die Ursache bekämpft“, betonte er.

Über die Kürzung der Pensionen zeigt sich Kickl "entsetzt über die Kaltschnäuzigkeit der Regierung" und rät dieser, einmal in einen Supermarkt zu gehen und zu beobachten, wie viele Menschen nach günstigen Lebensmitteln suchen müssen.

Angesprochen darauf, ob er ein Fan von Donald Trump sei, reagierte Herbert Kickl verblüfft: "Mich würde interessieren, wo oder wann ich das gesagt habe." ORF-Moderator Klaus Webhofer entgegnete: "Ein konkretes Zitat habe ich jetzt nicht. Ich habe das so aus Ihren Wortmeldungen herausgehört, daß Sie seine Politik gut finden. Stimmt das nicht? Sie können mich ja gerne widerlegen, wenn es nicht so ist." Kickl konterte: "Ich weiß nicht, was das mit seriösem Journalismus zu tun hat."

Auf die direkte Frage "Was halten Sie von Donald Trump?" erklärte Kickl dann: "Das hängt davon ab, welchen Aspekt seiner Politik man betrachtet. Es gibt Dinge, da habe ich große Sympathie – etwa bei der Frage des politischen Islam oder bei Abschiebungen illegaler Einwanderer. Seine Wirtschaftspolitik macht aus Sicht der USA Sinn. Ich würde mir wünschen, daß wir in Österreich auch mehr Politik aus unseren eigenen Interessen heraus machen."

Neben den politischen Inhalten blickt ganz Österreich gespannt auf die Quoten. Die bisherigen Sommergespräche blieben weit hinter den Erwartungen zurück: Bundeskanzler Christian Stocker kam zuletzt auf 531000 Zuschauer (23 Prozent Marktanteil), Andreas Babler auf 456000, Beate Meinl-Reisinger auf 476000 und Leonore Gewessler auf 464000.

Kickl hingegen gilt als Publikumsmagnet. Im Vorjahr lockte er 933000 Menschen vor die Bildschirme – und schaffte es gleich dreimal in die Top Ten der meistgesehenen Sommergespräche aller Zeiten.