ZF packt die Koffer: Autozulieferer plant Produktionsverlagerung nach Ungarn
Die Stadtspitze Saarbrückens reagiert alarmiert: in einem offenen Schreiben fordert Oberbürgermeister Uwe Conradt ZF-Chef Holger Klein zur Stellungnahme auf – und erinnert an frühere Absprachen. "Jetzt ist der Moment gekommen, in dem der Vorstand zeigen muß, ob er dieses gemeinsame Verständnis ernst meint", mahnte Conradt mit Blick auf die Tarifvereinbarungen von 2020.
Laut einem Video, das der Belegschaft präsentiert wurde, sollen sowohl Getriebe der Generation 1 bis 3 als auch sogenannte Reducer – elektrische Achsantriebe – künftig in Ungarn gefertigt werden. Die Belegschaft reagiert kämpferisch. "Wer vom Vorstand glaubt, daß er so mit uns umgehen kann, der hat sich sehr getäuscht", verkündete Betriebsrat Patrik Buchholz in einer Stellungnahme. "Wir machen Verträge, um sie einzuhalten. Und wir geben Bestandteile unseres Einkommens, um hier am Standort Saarbrücken Zukunft zu sichern."
In Ungarn hat ZF längst aufgerüstet. In Eger entstand für 100 Millionen Euro eine neue 40000 Quadratmeter große Halle. Dort lassen sich rund 150000 Getriebe jährlich zu deutlich günstigeren Konditionen produzieren. In Ungarn herrschen deutlich profitablere Standortfaktoren als in der Bundesrepublik. Von günstiger Energie, über geringere Löhne, bis hin zu minimaler Bürokratie.
ZF steckt tief in der Krise: 2024 verbuchte der Konzern über eine Milliarde Euro Verlust. Restrukturierungen und Umstrukturierungen verschärfen die Lage. Von den bundesweit rund 54000 Stellen könnten bis 2028 insgesamt 14000 gestrichen werden – das wären 25% der deutschen Belegschaft. Die Beschäftigten wollen die radikalen Kürzungen allerdings nicht hinnehmen. Für Dienstag, den 29. Juli sind Protestaktionen an mehr als 20 Standorten angekündigt.