Steirische Landeshymne: Jetzt "Krieg" mit Slowenien

Die steirische Landesregierung plant, das "Dachsteinlied" als Landeshymne in die Verfassung zu schreiben – und stößt damit auf Widerstand. Während Slowenien auf seine territoriale Integrität pocht, sorgt der historische Kontext des Liedes für Spannungen.

Die Pläne der neuen steirischen Landesregierung unter Führung von Mario Kunasek (FPÖ), das "Dachsteinlied" verfassungsrechtlich als Landeshymne zu verankern, haben beim südlichen Nachbarn Slowenien für Ärger gesorgt. Das slowenische Außenministerium rief die Steiermark zu "Besonnenheit" auf und bekräftigte die "territoriale Integrität und Souveränität" Sloweniens.

Der Liedtext, der Teile des heutigen Sloweniens als steirisch beschreibt, ignoriere den historischen Entstehungskontext, kritisierte das Ministerium gegenüber der slowenischen Tageszeitung Dnevnik. Das "Dachsteinlied" entstand im 19. Jahrhundert und beschreibt die Steiermark in ihren damaligen Grenzen, die vom Dachstein bis zum "Wendenland am Bett der Sav‘" reichten. Die Untersteiermark mit Städten wie Maribor, Celje und Ptuj gehört jedoch seit über 100 Jahren nicht mehr zur Steiermark. Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie wurde sie Teil Jugoslawiens und gehört seit 1991 zum unabhängigen Slowenien.

Die neue Landesregierung unter der Führung der FPÖ plant, das "Dachsteinlied" im Wortlaut "Das 'Dachsteinlied' ist die Hymne der Steiermark" in die Verfassung aufzunehmen. Damit würde der Text rechtlich bindenden Charakter erhalten. Das Büro von Landeshauptmann Mario Kunasek betonte jedoch, daß völkerrechtlich anerkannte Grenzen respektiert würden. Bereits bestehende Symbole wie das Wappen oder die Landesfarben seien ebenfalls in der Verfassung verankert, die Hymne bislang jedoch nicht.

Slowenien verwies auf die langjährige Zusammenarbeit mit der Steiermark, etwa im Rahmen des Gemeinsamen Komitees Steiermark-Slowenien, und betonte, daß man auf eine Fortsetzung dieser Kooperation hoffe. "Wir erwarten, daß die Zusammenarbeit im Geiste gemeinsamer europäischer Werte unter der neuen Führung der Steiermark fortgesetzt wird", erklärte das von der slowenischen Außenministerin Tanja Fajon geleitete Ressort.

Auch in Österreich regt sich Widerstand gegen die geplante Verfassungsänderung. Gerhard Ruiss von der IG Autoren kritisierte die Pläne scharf und brachte eine mögliche Klage vor dem Verfassungsgerichtshof ins Spiel. "Man kann nicht ein Gebiet in die Verfassung schreiben, das nicht Teil Österreichs ist", argumentierte Ruiss. Sollte der steirische Landtag den Beschluss dennoch fassen, werde man eine verfassungsrechtliche Überprüfung anstreben.

Die Aufregung war jedenfalls groß. Und das obwohl auch die Slowenen österreichische Symbole für sich einnehmen. Auf der slowenischen Zwei-Cent-Münze ist demnach der Fürstenstein abgebildet. Heute ist er im Landhaus Klagenfurt ausgestellt. Zuvor war er Jahrhunderte hinweg für Kärnten ein wichtiges Symbol.

Der Fürstenstein ist ein nach oben umgedrehter unterer Teil einer antiken Säule, die ursprünglich Teil eines größeren öffentlichen oder privaten Gebäudes, Tempels oder möglicherweise eines Grabmals war. Zuletzt wurde der Fürstenstein am 18. März 1414 bei der Einsetzung Herzog Ernsts des Eisernen von Habsburg benutzt. Der ursprüngliche Ort der Inthronisation der karantanischen Fürsten ist vermutlich im Nahbereich der Pfarre Karnburg am Zollfeld, nördlich von Klagenfurt anzusiedeln. Die Zeremonie wurde damals auf Slowenisch abgehalten.

Ähnlich wie bei der steirischen Landeshymne sorgte auch die Abbildung des Fürstensteins schon für Verwerfungen zwischen Österreich und Slowenien. So wurde der Fürstenstein auch schon bei der slowenischen Vorgängerwährung Tolar abgebildet. Das Land Kärnten vermutete darunter Gebietsansprüche. Als 2007 der Euro und mit ihm die Cents in Slowenien eingeführt wurden, kam es neuerlich zum Konflikt.

Von Jörg Haider abwärts wiesen mehrere Politiker darauf hin, daß der Fürstenstein österreichisch und nicht slowenisch sei. 2005 ließ Haider den Stein schließlich demonstrativ im Foyer des Landhauses ausstellen.


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