Nach Fake-Interview mit Clint Eastwood: Noch weitere Verdachtsfälle im Kurier
Weltweit berichten Medien nun über den Skandal, den eine österreichische Tageszeitung geliefert hat: daß ein Autor einfach ein Interview aus irgendwann gesagten Sätzen eines Hollywood-Stars als "Interview" verkauft und dieser Text dann auch noch ohne Gegen-Check abgedruckt wird, ist auch ungeheuerlich und wirft ein extrem schlechtes Licht auf Österreichs Medienbranche. Während die FPÖ bereits fordert, daß die Kurier-Führung die erhaltene Presseförderung (wegen Nicht-Einhaltung der Qualitätskriterien) zurückzahlen soll, dienen sich einige Mitbewerber dem Kurier bereits mit publizistischer Hilfe an. So titelt etwa die "Kleine Zeitung": "Maximal patschert, aber nicht dramatisch." Die Leser der "Kleine Zeitung" werden sich bei der Lektüre der nächsten Interviews in ihrem Blatt sicher daran erinnern, daß das Veröffentlichen von gefälschten Interviews ja "nicht dramatisch" sein soll.
Dozent Dr. Stefan Weber, Kommunikationswissenschaftler und Plagiatsjäger, sieht den Fall Kurier doch eher sehr dramatisch. So schreibt Weber auf X: "Was für ein Betrug am Leser! Jetzt kann Herr Gebhart vom Kurier aber wirklich seinen Hut nehmen. Ich und ein Branchen-Insider vermuten seit heute Vormittag, daß bei mehreren Kurier-Storys von Frau Sereda etwas nicht stimmen kann."
Und tatsächlich hat auch die ORF-Redaktion den Verdacht, daß auch bei weiteren im Kurier erschienenen Star-Interviews so einiges nicht stimmen könnte: "Wie die ZIB gestern Abend berichtete, werfen auch andere Promigespräche der Autorin Fragen auf. In einigen Interviews etwa mit Jude Law, Mia Farrow und Ben Affleck fand die ZIB Ausschnitte, die bereits wortgleich woanders getätigt wurden."
Zu den neuen Vorwürfen liegt vom Kurier noch keine Stellungnahme abgegeben – es werde "noch geprüft". Als erster Schritt wurde die Zusammenarbeit mit der Autorin Elisabeth Sereda beendet.
Wie lange werden noch die Eigentümer des Kurier bei diesem ungeheuerlichen Skandal und dem eher suboptimalen Krisenmanagement zusehen?
Die KURIER Zeitungsverlag und Druckerei GmbH ist der Medieninhaber der Tageszeitung Kurier.
Die Anteile an diesem Verlag sind wie folgt verteilt:
50,56% hält die Printmedien Beteiligungsgesellschaft m.b.H.. Diese Gesellschaft setzt sich zusammen aus:
63,08% KURIER Beteiligungs-AG, die wiederum zu 82,06% im Eigentum der Medicur-Holding GmbH steht.
Die Medicur-Holding GmbH ist mehrheitlich im Besitz der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg. Gen.m.b.H.
36,92% direkt von der Medicur-Holding GmbH, deren Anteile sich wie folgt verteilen:
75% Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg. Gen.m.b.H.
25% Raiffeisen Bank International AG
49,44% besitzt die WAZ Ausland Holding GmbH, eine Tochtergesellschaft der deutschen Funke Mediengruppe.
An dieser sind beteiligt:
50,5% FUNKE Österreich Holding GmbH, die sich im Besitz der Familie Grotkamp befindet.
49,5% SIGNA Holding GmbH, die mehrheitlich von der Familie Benko Privatstiftung – und jetzt vom Masseverwalter – kontrolliert wird.