Mega-Skandal um gefälschtes Clint-Eastwood-Interview: Kurier feuert Mitarbeiterin
Nach einer Schockstarre von mehreren Stunden kam nun doch noch eine Reaktion zum aktuellen Mega-Skandal des einst großen Kuriers, der in den jüngsten Jahren massiv an Leser verloren und dafür das Defizit gewaltig vergrößert hat: das Medienhaus, das besonderen Wert auf die Wahrnehmung als sogenannte Qualitätszeitung legt, mußte zugeben, daß ein am Sonntag erschienenes Interview mit Clint Eastwood nie von diesem mit der Autorin Elisabeth Sereda geführt worden ist.
Vielmehr würden die Aussagen in diesem Fake-Interview zwar vom Hollywood-Star stammen, aber diese Sätze hätte er irgendwann an acht verschiedenen Terminen gesagt. Dies als Interview zu verkaufen und die Kurier-Leser zu betrügen – das wird auf den Social-Media-Plattformen bereits heftig kritisiert.
Doch nicht nur dort, sondern auch auf der innenpolitischen Bühne ist diese Lügerei mit einem Star-Interview bereits Thema: FPÖ-Generalsekretär und Mediensprecher Christian Hafenecker kritisiert in einer Aussendung scharf die "Qualitätszeitung": "Es ist eh nett, wenn selbsternannte Qualitätsmedien, zu denen offensichtlich auch der 'Kurier' zählen möchte, immer wieder vor 'Fake News' warnen und auch Tipps geben, wie man vermeintliche 'Fake News' erkennt und dann selbst offenbar ein ganzes Interview frei erfindet."
Christian Hafenecker meint, dies alles sei zudem "medienpolitisch bedenklich" – der Freiheitliche fordert ernsthafte Konsequenzen: "Der 'Kurier' erhielt im Vorjahr insgesamt rund 3,9 Millionen Euro an Presseförderung. Der Erhalt der Presseförderung ist auch an Qualitätskriterien geknüpft – das vermeintliche Erfinden eines Interviews ist davon eher nicht umfasst."
Laut Christian Hafenecker wäre es daher auch angebracht, wenn man die Förderung für 2025 im Hinblick auf den "Kurier" noch einmal überdenken würde. Zudem äußerte der Politiker Bedenken, daß der "Kurier" weiterhin im "Meine-Zeitung-Abo"-Modell vertreten sein soll. Durch dieses Projekt erhalten junge Menschen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren vom Staat einen Gutschein zum Abschluß eines Medien-Abos.
Update vom 03.06. 2025, 18:15 Uhr:
Auf der HomePages es "Kurier" hat sich Chefredakteur Martin Gebhart "in eigener Sache" wie folgt zu dieser Cause geäußert:
Ein Artikel über Hollywood-Star Clint Eastwood, der vergangenen Freitag zum 95. Geburtstag Eastwoods im "KURIER" erschien, hat für hohe Wellen gesorgt. Eastwood selbst hat diesen als völlig gefälscht bezeichnet und gemeint, er hat "nie einer österreichischen Publikation namens Kurier ein Interview gegeben".
Der "KURIER" legt immer Wert auf höchste Qualität. In diesem Sinne haben wir uns am Dienstag mit der Autorin des Artikels, Elisabeth Sereda, um sofortige Klärung bemüht. Sereda ist seit Jahrzehnten im Hollywood-Geschäft, sie hat für den ORF, die "Kronen Zeitung" und seit einem Jahrzehnt als freie Autorin für den "KURIER" Interviews mit den größten Stars geführt. Ihre Nähe zu diesen ist fraglos bekannt. Sie ist auch unter anderem darin begründet, daß Sereda Mitglied der Hollywood Foreign Press Association ist. Also jener Vereinigung, die die Golden Globes vergibt und für internationale Medien aus Hollywood berichtet.
Demnach gab es vorderhand keinen Grund daran zu zweifeln, daß sie Eastwood interviewt hat. Und es ist nicht überraschend, daß Eastwood den "KURIER" nicht präsent hat. Interviews mit den Stars führen Auslandsjournalisten oftmals in Gruppen, alle können das Gespräch dann für ihr Medium als Interview verwenden bzw. auch an mehrere Medien verkaufen. Daß die großen Stars da nicht jedes Medium und jeden Journalisten präsent haben, ist klar.
Sereda hat, wie sie gegenüber dem "KURIER" überzeugend darlegte, insgesamt 18 Mal mit Eastwood bei Round Tables gesprochen. Die Auslandsjournalisten erhalten von diesen Gesprächen Abschriften, die frei zur Verwendung sind.
Aus diesen Gesprächen nun hat Sereda ihren Angaben nach den aktuellen Artikel verfasst. Das hieße, daß alle Aussagen Eastwoods so gefallen sind und dies auch dokumentiert ist. Für ein Geburtstagsporträt mehrere Interviews zu verwenden, ist an sich gang und gäbe.
Der Form nach war der Artikel als Interview gestaltet, nicht als Porträt. So mußte hier der Eindruck entstehen, es handelte sich um ein neues Interview. Daß dem nicht so war, entspricht nicht den Qualitätsstandards, die der "KURIER" aufrecht erhält.
Auch wenn kein Zitat erfunden ist, die Interviews dokumentiert sind und der Fälschungsvorwurf zurückgewiesen werden kann: wir werden künftig nicht weiter mit der Autorin zusammenarbeiten, weil uns Transparenz und unsere strengen redaktionellen Maßstäbe über alles gehen.
Quelle: https://kurier.at/kultur/medien/clint-eastwood-interview-hollywood-kurier-in-eigener-sache/403047088