Linus Torvalds rügt Bcachefs-Entwickler
Am Wochenende gab es einen Disput auf der Kernel-Mailing-Liste. Torvalds war unzufrieden mit der Art und Weise, wie Bcachefs-Entwickler Kent Overstreet Patches für sein Dateisystem einreicht.
Bcachefs war nach jahrelanger Entwicklung und mehreren Anläufen Anfang Januar mit der Freigabe von Kernel 6.7 offiziell in Mainline aufgenommen worden. Seitdem hat Entwickler Overstreet für jeden Kernel Patches eingereicht, so auch für den in Entwicklung befindlichen Kernel 6.11.
Dieses aktuelle Patchset brachte für Torvalds das Fass zum Überlaufen. Er kritisierte Overstreet auf der Mailing-Liste heftig für die Art und den Zeitpunkt des Pull Requests. Die Entwicklung von Linux 6.11 steht mittlerweile beim RC5, dem fünften Entwicklungskandidaten. Zu diesem Zeitpunkt in der Entwicklung erwartet Torvalds lediglich noch Fixes auf Regressionen, aber keinen Code zur Weiterentwicklung. Genau das wirft er Overstreet vor, wenn er schreibt:
Das ist zu groß, es berührt nicht-Bcachefs-Zeug, und es behebt nicht einmal im Entferntesten eine Art Regression. An einem gewissen Punkt wird aus "etwas reparieren" einfach Entwicklung, und dies ist dieser Punkt. … Die Bcachefs-Patches haben sich zu dieser Art von "viel Entwicklung während der Veröffentlichungszyklen anstatt davor" entwickelt, bis zu dem Punkt, an dem ich anfange zu bereuen, daß ich Bcachefs eingebunden habe.
Wenn Bcachefs nicht vernünftig innerhalb des normalen Upstream-Kernel-Veröffentlichungszeitplans arbeiten kann, sollte es vielleicht nicht im normalen Upstream-Kernel sein. Das wird langsam lächerlich.
Zudem sagt Torvalds, daß kein vernünftiger Mensch Bcachefs als stabil ansehen würde. Overstreet verteidigt sich, Bcachefs sei mittlerweile anerkanntermaßen stabiler als Btrfs und er arbeite daran, daß Bcachefs "in ein oder zwei Jahren robuster und zuverläßiger als XFS und Ext4" sein wird. Auf die eigentlichen Vorwürfe, er betreibe Entwicklung während des Kernel-Zyklus ging er zunächst nicht direkt ein, sondern rechtfertigt sein Vorgehen. Allerdings zeigt er auch Verständnis für Torvalds Richtlinien:
Linus und ich sitzen einfach an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Perspektiven. Als jemand, der ein riesiges Projekt verwaltet, hat er die Verantwortung, die Regeln so durchzusetzen, wie er es für richtig hält, während ich die Verantwortung habe, die Benutzer mit funktionierendem Code zu unterstützen, und das tue ich nach bestem Wissen und Gewissen.
Ein jahrelanger Anwender von Bcachefs schrieb, er habe zwar noch nie ein Byte durch Bcachefs verloren, jedoch würde er es derzeit niemals professionell einsetzen. Das liege an der zu schnellen Entwicklung, wo man nicht mehr zwischen stabilem und experimentellem Code unterscheiden könne. Zudem habe Overstreet ein Problem in der Zusammenarbeit mit anderen Entwicklern.
Overstreet hat letztlich einen überarbeiteten Pull Request eingereicht, den Torvalds gestern mit RC5 veröffentlicht hat.