GNOME wird enger an systemd gebunden

In einem Blogbeitrag kündigte GNOME-Entwickler Adrian Vovk an, daß die Desktop-Umgebung GNOME künftig stärker auf systemd setzen wird. Zwar war GNOME bereits seit Jahren von systemd-Komponenten wie logind abhängig, doch konnten alternative Init-Systeme wie auf den BSDs oder bei distributionsspezifischen Setups bislang noch mithilfe von Workarounds unterstützt werden. Diese Kompatibilität droht nun endgültig wegzufallen.

Zwei zentrale Änderungen stehen an: zum einen erhält der GNOME Display Manager (GDM) eine feste Abhängigkeit von systemd’s userdb-Infrastruktur. Diese soll künftig zur dynamischen Erstellung und Verwaltung von Benutzerkonten für Multi-Seat- und Remote-Login-Szenarien dienen. Damit entfällt die bisherige Praxis, mit statischen Benutzerkonten und teils fragilen Hacks zu arbeiten – ein Schritt, der in Kombination mit dem dbus-broker ohnehin zunehmend Probleme bereitete.

Zum anderen wird der eingebaute Dienstemanager von gnome-session, der seit GNOME 2.24 existiert, vollständig entfernt. Dieser diente als Fallback, wenn systemd nicht verfügbar war. Hintergrund ist, daß mit systemd mittlerweile ein deutlich leistungsfähigerer und stabilerer Mechanismus zur Verfügung steht, dessen Nutzung GNOME nun voraussetzt. Auch geplante Features wie Session-Wiederherstellung setzen auf systemd-Funktionalitäten.

Distributionen, die GNOME ohne systemd betreiben wollen, stehen somit vor größeren Herausforderungen. Zwar gibt es temporäre Ausweichpfade – etwa für GDM ohne userdb –, doch diese sind explizit nur als Zwischenlösungen gedacht. Ab GNOME 50 soll die Abhängigkeit zu systemd endgültig festgeschrieben werden, inklusive Integration des userdb-Varlink-APIs. Damit müssten Alternativen wie elogind oder eudev erweitert werden – ein erheblicher Aufwand.

GNOME 48 wird weiterhin unterstützt, sodaß betroffene Distributionen mit einem "version freeze" Zeit gewinnen könnten. Der langfristige Trend ist aber klar: wer GNOME nutzen will, muß sich zunehmend auf systemd einlassen.