Aus für Bookmark-App: Mozilla stampft Pocket ein
Der von der Mozilla Foundation betriebene Bookmark-Dienst Pocket steht vor dem Aus. Wie die Stiftung mitteilt, ist bereits in wenigen Wochen Schluß. Wer seine Lesezeichen retten will, muß handeln, bevor sie verlorengehen.
"Die Art, wie Leute das Web nutzen, hat sich weiterentwickelt, also kanalisieren wir unsere Mittel in Projekte, die auf deren Surfgewohnheiten und Online-Bedürfnisse besser passen". Mit dieser vagen Erklärung begründet die Mozilla Foundation das Aus für die Bookmark-App.
In einem Blogeintrag präzisiert die Stiftung ihre Aussage nur wenig: man wolle sich auf den Browser Firefox konzentrieren und die kuratierten Link-Empfehlungen dort verbessern. Bereits im Februar 2024 hatte Mozilla Ähnliches angekündigt und Entwicklerteams zusammengelegt.
Bereits am 22. Mai, dem Tag der Ankündigung, hat Mozilla erste Schritte zur Abschaltung von Pocket unternommen: die Web-Apps für Pocket können nicht mehr installiert werden, sind aber für bestehende Nutzer weiter verfügbar. Wer das Browser-Addon installiert hat, muß dieses manuell deinstallieren.
Am 8. Juli 2025 sperrt Mozilla dann die Tür zu: Pocket ist ab diesem Tag nicht mehr normal nutzbar. Wer ein bezahltes Jahresabo abgeschlossen hat, bekommt den Mitgliedsbeitrag anteilig zurückerstattet, monatlich abgerechnete Abos werden ab Ende Mai nicht mehr verlängert.
Doch ganz ausgesperrt sind Pocket-Nutzer im Juli noch nicht: der Dienst schaltet in den "Export-Modus". Wer auf seine gespeicherten Artikel, Notizen und Lesezeichen aus Pocket nicht verzichten will, sollte das unbedingt vor dem 8. Oktober 2025 tun. An diesem Tag schließt Pocket endgültig seine Tore und Mozilla löscht alle Nutzerkonten. Eine Anleitung zum Export der Pocket-Listen findet sich in Mozillas Kundendienst-Bereich.
Nutzer können ihre Inhalte als HTML exportieren, sollten das jedoch nicht auf den letzten Drücker tun: der Export kann einen Tag in Anspruch nehmen.
Mozilla hatte die Pocket-App im Jahr 2017 vom Entwickler Read It Later Inc. gekauft, um seine mobile Präsenz zu erhühen und die "Discovery", also die Entdeckung von Web-Inhalten zu stärken. Man habe in den vergangenen acht Jahren Millionen von Menschen miteinander vernetzt und mehrere Preise gewonnen, rekapituliert die Stiftung.
Die Mozilla Foundation zieht bei einem weiteren Projekt den Stöpsel: für Fakespot sieht die Stiftung keine Zukunft mehr – offenbar aus wirtschaftlichen Gründen. Zwar sei die Idee einer Browser-Erweiterung zur Erkennung von Fake-Shops im Internet gut gewesen, man habe aber kein tragfähiges Geschäftsmodell finden können. Und so endet die kurze Geschichte von Fakespot bei Mozilla, die im Jahr 2023 mit dem Zukauf begann, nach nur zwei Jahren. Am 1. Juli 2025 werden die Browser-Erweiterung, die mobilen Apps und die Fakespot-Website abgeschaltet.
Die Mozilla Foundation steht unter Druck. Die Kartellmaßnahmen gegen Google bedrohen die Zukunft der Stiftung, die einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes aus Werbeeinnahmen des Suchmaschinenbetreibers bestreitet. Im Firefox-Browser ist Google als Standard-Suchmaschine hinterlegt, was dem Konzern aus Mountain View im Jahr 2023 rund 495 Millionen US-Dollar wert war.