Broadcom rudert zurück: doch keine Mindestlizenz für 72 Kerne bei VMware

Nach umfangreicher Kritik gibt es erneut Änderungen am VMware-Lizenzmodell: entgegen der ersten Ankündigung von Broadcom können Unternehmen jetzt doch wie gehabt VMware-Lizenzen ab 16 Kernen erwerben, wie ein Distributor bestätigte. Ursprünglich hatte das Softwareunternehmen geplant, die Mindestanzahl bestellter Kerne ab dem 10. April 2025 von 16 auf 72 zu erhöhen – eine Entscheidung, die insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen stark getroffen hätte. Broadcom veröffentlichte bereits eine überarbeitete Reseller-Preisliste.

Eine offizielle Begründung der Entscheidung ist aktuell nicht bekannt. Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin lediglich, daß Broadcom nie eine Preisänderung angekündigt habe. An der im Dezember 2023 festgelegten Mindestanzahl von 16 Kernen habe sich nichts geändert.

Es ist jedoch davon auszugehen, daß die breite Kritik und die potenziellen Auswirkungen auf KMUs, die mit kleineren Server-Footprints arbeiten, eine Rolle gespielt haben. Gerade diese Unternehmen hatten sich vor der Wahl gesehen, entweder die höheren Lizenzkosten zu tragen oder auf Alternativen wie Red Hat mit OpenShift Virtualization, Nutanix AHV oder die quelloffene Plattform Proxmox umzusteigen.

Hingegen versucht Broadcom, seine Kunden zur Nutzung seiner umfassenderen und teureren Plattform VMware Cloud Foundation (VCF) zu drängen. Bei der Veröffentlichung der Beta von VCF 9 war sich Prashanth Shenoy, Marketing-Chef bei Broadcom, noch sicher, daß seine Kunden nach der VMware-Übernahme zwar mißtrauisch gewesen seien, sich aber inzwischen mit dem Vorgehen des Unternehmens wohler fühlen würden.

Angesichts der erneuten Änderungen am Lizenzmodell bleibt jedoch die allgemeine Unsicherheit rund um das Vorgehen von Broadcom weiterhin bestehen. Sie verdeutlichen einmal mehr, wie unberechenbar der Konzern derzeit ist. Firmen, die von der ursprünglichen Änderung betroffen gewesen wären, sollten sich die Frage stellen, ob es trotz der möglichen Kosten für einen Umstieg langfristig sinnvoll ist, auf VMware-Produkte zu setzen. Zuletzt verließen immer wieder Kunden das VMware-Ökosystem und wechselten zu einer Alternative, darunter der österreichische Cloud-Anbieter Anexia.