Debian setzt deb822 für die Quellenliste um
Das Advanced Package Tool (APT) und die Komponenten drumherum sind seit einiger Zeit im Umbau. Das begann mit der Entfernung von apt-key
, das bis dahin zur Verwaltung der zur Paketverwaltung APT gehörenden Schlüssel zur Absicherung der Repositories diente. Nach einer Zeit der Warnungen funktionierte apt-key
ab Mai 2022 weder in Debian Unstable noch in Ubuntu.
In der Folge wurden mehrere Stellen vorgeschlagen, an denen die Schlüssel abgelegt werden sollten, darunter /etc/apt/trusted.gpg.d
und /usr/share/keyrings
. Besonders für Repositories aus dritter Hand war der Weg zu einem Eintrag in der Quellenliste ohne apt-key
umständlich und fehleranfällig. Deshalb regte APT-Maintainer Julian Andres Klode bereits 2021 die Nutzung eines neuen Formats für Quellenangaben an, das seit 2015 mit APT 1.1 unterstützt, aber bis dahin nicht genutzt wurde: deb 822
.
Dieses Format sollte die Probleme der Dateilänge, der Duplizierung und der maschinellen Lesbarkeit, die im bisherigen Ein-Zeilen-Stil-Format auftreten, lösen. Der entscheidende Vorteil, der den Wegfall von apt-key
und die daraus entstandenen Umstände kompensieren kann, ist zudem die Option der direkten Einbindung der Schlüssel in das neue Quelllistenformat.
In Vorbereitung auf die neue Hauptversion APT 3.0 werden seit v2.9.0 diverse Neuerungen eingeführt. Mit v2.9.3 wurde ein neuer Solver vorgestellt, der unter anderem für eine bessere Auflösung von Abhängigkeiten sorgen und Konflikte bei der Installation bereinigen soll. Vor kurzem erschien in Debian Unstable nun v2.9.23, das die Einführung von deb822
vorbereitet. Derzeit zeigt sich das lediglich durch einen Hinweis bei der Aktualisierung der Quellenliste mit dem Befehl apt update
und der Aufforderung, die Migration zu deb822
in Betracht zu ziehen.
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://deb.debian.org/debian«
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://incoming.debian.org/debian-buildd«
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://apt.enpass.io«
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://ftp.belnet.be/mirror/siduction/extra«
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://ftp.belnet.be/mirror/siduction/fixes«
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://packages.siduction.org/fixes«
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://dl.google.com/linux/chrome/deb«
Notice: Fehlendes Signed-By im Eintrag sources.list(5) für »https://deb.opera.com/opera-stable«
Notice: Consider migrating all sources.list(5) entries to the deb822 .sources format
Notice: The deb822 .sources format supports both embedded as well as external OpenPGP keys
Notice: See apt-secure(7) for best practices in configuring repository signing
Bisher wurde ein Quelleneintrag in
/etc/apt/sources.list.d
abgelegt, bestand aus einer Zeile pro Quelle und wurde mit der Endung .list
gespeichert.deb822
konformer Eintrag der gleichen Quelle sieht dann im einfachsten Fall so aus:URIs: https://deb.debian.org/debian/
Suites: unstable
Components: main contrib non-free non-free-firmware
Enabled: yes
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
URIs: https://deb.debian.org/debian/
Suites: unstable
Components: main contrib non-free non-free-
Enabled: yes
Signed-By:
-----BEGIN PGP PUBLIC KEY BLOCK
.
mDMEYCQjIxYJKwYBBAHaRw8BAQdAD/P5Nvvnvk66SxBBHDbhRml9ORg1WV5CvzKY
CuMfoIS0BmFiY2RlZoiQBBMWCgA4FiEErCIG1VhKWMWo2yfAREZd5NfO31cFAmAk
IyMCGyMFCwkIBwMFFQoJCAsFFgIDAQACHgECF4AACgkQREZd5NfO31fbOwD6ArzS
dM0Dkd5h2Ujy1b6KcAaVW9FOa5UNfJ9FFBtjLQEBAJ7UyWD3dZzhvlaAwunsk7DG
3bHcln8DMpIJVXht78sL
=IE0r
-----END PGP PUBLIC KEY BLOCK-----
Signed-By:
mit einem Leerzeichen eingerückt wird. Vorhandene Leerzeilen müssen ein Zeichen enthalten; es reicht ein Punkt wie in obigem Beispiel.Diese Einträge werden nicht mehr mit der Endung
.list
sondern mit .sources
abgespeichert. Derzeit kann die Quellenliste aus einer Mischung aus beiden Formaten bestehen. Vermutlich wird sich das aber ändern und .sources
den Vorzug bekommen. Der Eintrag einer Quelle in beiden Formaten ist bereits jetzt nicht möglich, es sei denn, einer der Einträge ist per # auskommentiert. Ob deb822
bereits im Sommer mit Debian 13 "Trixie" verbindlich wird, ist unklar. Dazu müsste aber zunächst APT 3.0 in stabiler Version erscheinen. Bei Ubuntu ist deb822
seit 24.04 für die eigenen Paketquellen bereits Standard.Wenn es nach Klode und anderen Entwicklern geht, so wird künftig OpenGPG zur Absicherung von Repositories vom auf dem Algorithmus
Ed25519/SHA512
basierten aptsign
abgelöst.Update vom 29.01. 2025:
Wir haben über die in Debian Unstable eingeführte Umstellung der Quellenliste auf das Format deb822 informiert. Gegen das neue Format ist nichts einzuwenden, jedoch war die Art und Weise, wie dies angekündigt wurde, alles andere als benutzerfreundlich. Jetzt könnte man einwenden, es sei ja immerhin Debian Unstable und das nutze eh kein normaler Sterblicher. Dieser Einwand gilt aber schon lange nicht mehr. Beweis dafür ist unter anderem die seit mittlerweile 14 Jahren herausgegebene Distribution siduction.
Im Forum von siduction gab es einen langen Thread, in dem viele überraschte Anwender nachfragten, was das Ganze soll und wie es zu bewerkstelligen sei. Auch wenn die Methodik klar war, beschwerten sich Anwender mit vielen Einträgen in der Quellenliste verständlicherweise über die zusätzliche Arbeit bei der Umstellung.
Debian legte nach! Sollten noch alte Quellenlisten im
.list
-Format vorhanden sein, gibt es jetzt ein Upgrade-Tool namens apt modernize-sources
. Nun bot dieses Script an, die Umstellung von .list
auf .sources
inklusive des bereits jetzt vorgeschriebenen Signed-By-Eintrags vorzunehmen.Damit haben auch die Nutzer von Debian Stable beim Upgrade auf Debian 13 im Sommer eine Sorge weniger. Warum dieses Script nicht vor einer Woche bereitstand, als die Anwender mit den Warnungen überschüttet wurden, müssen wir nicht verstehen.