Kleine Münzen als großes Problem in Deutschland
Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen sind bei den Bargeld-verliebten Deutschen in vielen Geldbeuteln zu finden. Doch häufig werden diese nur wochenlang umhergetragen und kommen nicht wirklich zum Einsatz und landen vielleicht in einer Sparbüchse oder Spendenbox an der Kasse.
Sind diese kleinen Münzen also heutzutage noch zeitgemäß? Es gibt schon länger Meinungen, die eine Abschaffung fordern und Probleme mit dem Hartgeld sehen. So hat die Bundesbank am 11. März 2025 zusammen mit Verbraucherschützern, Vertretern der Kreditwirtschaft, Einzelhändlern, Automatenbetreibern sowie Geld- und Wertdienstleistern einen Vorstoß veröffentlicht, der eine Rundungsregel für Deutschland fordert. Hier erfahren Sie, welche Probleme es mit den Kleinstmünzen gibt und wie die Lösung aussehen könnte.
Das erste Problem: die Ein-Cent-Münze ist in der Herstellung teurer als ihr Nennwert. Pro Stück kostet es nämlich rund 1,65 Euro, wobei Posten für das Material (Stahl und Kupfer), Prägung, Verpackung sowie Transport inbegriffen sind. Für die Zwei-Cent-Münze ist es geringfügig teurer, aber unter dem Nennwert.
Dennoch könnte Europa eine Menge Geld bei der Herstellung der Münzen sparen, wenn diese abgeschafft würden. Laut der Europäischen Zentralbank sind in der EU über 40 Milliarden Ein- und mehr als 31 Milliarden Zwei-Cent-Münzen im Umlauf, die aber zusammen nur 3 Prozent des Gesamtwertes aller Euromünzen ausmachen.
Jedes Jahr werden über 4,5 Milliarden der beiden Münzen nachgeprägt, und rund 3,3 Milliarden laufen wieder zurück ins Eurosystem – denn besonders die Kupferschicht ist anfällig für Korrosion oder andere Schäden, weshalb diese Münzen ersetzt werden müssen. Dieser Kreislauf kostet eine Menge Geld.
Manche Kunden mögen sich freuen, wenn sie an der Kasse mit Münzen auf den Cent passend zahlen können. Das kostet aber eine Menge Zeit, während elektronisches Bezahlen immer passgenau ist und viel schneller geht – jeder kennt schließlich die Situation, wenn vorn ewig im Geldbeutel gekramt wird, während die Schlange hinten immer länger wird.
Auch die Geschäfte selbst kostet die Verwaltung des Kleingeldes mehr, denn Banken verlangen für die Ein- sowie Auszahlung der Münzen Gebühren. Kassen müssen genug Wechselgeld für Barzahler vorhalten.
Die Gebühren bei der Auszahlung können beispielsweise für zehn Münzrollen 3,50 Euro betragen. Enthalten diese 50er-Rollen nur 1-Cent-Münzen mit einem Nennwert von je 50 Cent, dann bleibt von den 5 Euro nicht mehr viel übrig. Somit profitieren die Händler davon, wenn weniger Bargeld und insbesondere Kleingeld verwendet wird und stattdessen elektronisch bezahlt wird.
Schätzungen der Bundesbank aus dem Jahr 2011 besagen, daß rund 80 Prozent der Ein-Cent-Münzen und 75 Prozent der Zwei-Cent-Münzen gar nicht im Umlauf sind, da diese schlichtweg zu Hause in Spardosen landen, in Spendenboxen geworfen werden oder schlichtweg verloren gehen.
Heutzutage schaut das sicherlich nochmal ganz anders aus, da das elektronische Bezahlen viel beliebter geworden ist. Eine Umfrage der Europäischen Kommission in den Jahren 2020 und 2021 ergab, dass 70 Prozent der Bürger in der EU sich die Abschaffung der kleinen Münzen wünschen – 80 Prozent der über 17000 Antworten stammten dabei aus Deutschland!
Natürlich gibt es auch Pluspunkte für die kleinen Münzen. Händler nutzen schon seit langer Zeit eine Preisstruktur, die hinter dem Komma 99 Cent ausweist. Durch diesen psychologischen Trick scheint das Produkt im Regal etwas günstiger als es tatsächlich ist – denn 4,99 Euro sehen besser aus als 5,00 Euro.
Die Geschäfte müssten ihre Preispolitik dann anpassen und auf- oder abrunden. Bei 4,95 Euro würden pro Verkauf also 4 Cent weniger eingenommen werden, doch dafür entfallen wiederum Kosten für die Verwaltung der kleinen Münzen.
Die Niederlande und andere EU-Länder machen es schon lange vor: hier werden bei Barzahlungen die Endbeträge immer auf 5 Cent gerundet. Aus 4,92 Euro werden also 4,90 Euro und aus 4,97 Euro dann glatt 5 Euro. Finnland, Irland und Italien produzieren gar keine Ein- und Zwei-Cent-Münzen mehr. Aber: tatsächlich abschaffen kann die Münzen ausschließlich die EU, sie sind also weiterhin ein gesetzlich gültiges Zahlungsmittel.
Ein weiteres Argument gegen die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen ist die Befürchtung, daß dies der erste Schritt zum Ende des Bargeldes als Ganzes wäre.
Bei Spenden spielt das Hartgeld ebenfalls eine wichtige Rolle, da viele Kunden das Wechselgeld in die Spendenboxen an der Kasse einwerfen und dabei jährlich Milliardenbeträge zusammenkommen. Auch viele Obdachlose sind auf das Kleingeld angewiesen, wenn Passanten es einwerfen.
Statement von WITS.AT:
Also, wir müssen sagen, wir haben schon lange keinen so schön "gefärbten" Artikel gelesen wie diesen. Er entstammt übrigens aus der deutschen Computerzeitschrift "Chip"! Wir denken, daß die Abschaffung dieser Münzen eher noch weiter zu einer schleichenden Preiserhöhung führen wird. Firmen möchten nicht 4 Cent weniger für ein Produkt, sie wollen lieber mehr!Beispiel: eine Semmel bei einem Bäcker kostet aktuell im Schnitt 0,49 Euro. Ich schätze mal, das wird nächstes Jahr eher 0,54 Euro sein. Laut dieser Regel wäe also dann 0,50 Euro zu bezahlen. Was wird der Betrieb machen? Schauen, daß die Semmel 0,56 Euro kostet um dem Kunden sogleich 0,60 Euro "aus der Tasche zu ziehen"! Das wären also pro Semmel 0,11 Euro mehr (das sind knapp 25% pro Semmel mehr!)
Wir sind gegen die Abschaffung dieser kleinen Münzen (und auch gegen die Abschaffung unseres gesamten Bargeldes, würden sogar die Wiedereinführung des 500'er begrüßen), außer vielleicht es wird ein Begleitgesetz verabschiedet, was besagt, daß jeder Preis auf eine VOLLE 10'er STELLE ABGERUNDET werden muß. Also, was 4,99 Euro in Wirklichkeit nur 4,90 Euro kostet, was 5,19 Euro in Wirklichkeit nur 5,10 Euro usw. Oder auch als Alternative die Gesamtrechnung abschließend auf 0,50 Euro (oder eine gerade Zahl) abgerundet werden muß. Also ein Rechnungsbetrag von 123,89 Euro in Wirklichkeit 123,50 Euro, ein Rechnungsbetrag von 165,48 Euro in Wirklichkeit 165,00 Euro usw. Niemals darf aufgerundet werden!