Klassische Baumwolle in Kleidung bald verboten?
Daß Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, ist in nahezu jedem Lebensbereich zu spüren. Beim Autofahren, beim Einkaufen – und auch beim Mülltrennen gab es zuletzt zahlreiche Änderungen – der Umwelt zuliebe. So dürfen seit dem 1. Jänner 2025 beispielsweise keine alten Kleider mehr im Restmüll entsorgt werden. Stattdessen wandert fast jeder Stoffrest – ob alte Jeans oder löchriges Bettlaken – ab sofort im Altkleider-Container, wo er recycelt statt verbrannt werden kann.
Doch damit nicht genug. In Sachen Kleidung hält die Europäische Union (EU) ein weiteres Verbot parat: In Zukunft könnte die klassische Baumwolle, wie sie in vielen T-Shirts, Pullovern und Co. verarbeitet ist, tabu sein. Auch hier steht der Nachhaltigkeitsaspekt im Vordergrund.
Baumwolle zählt aktuell wohl zu den meistgenutzten Materialien für Bekleidung. Doch die angestrebte Kreislauf- und Recyclingwirtschaft der EU könnte dafür sorgen, daß das Material ab 2030 vollständig aus Jeans und T-Shirts verschwindet.
Denn bis 2050 sollen EU-Plänen zufolge sämtliche Materialien vollständig der Kreislaufwirtschaft entstammen. Allein bis 2030 sollen 50 Prozent der Materialien recycelbar und 25 Prozent vollständig kreislauffähig sein. Bei Naturprodukten wie Baumwolle, deren Fasern in der Regel zu klein und zu schwach für die Wiederaufbereitung sind, könnte das zum Problem werden.
Hinzu kommen strenge Richtlinien wie die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die besonders die Herstellung und Herkunft der klassischen Baumwollfaser ins Visier nehmen. Denn obwohl Baumwolle als besonders hautschonend gilt, werden laut "fashionunited.de" für die Produktion von einem Kilogramm Standardbaumwolle etwa 10.000 Liter Wasser und ein Liter Chemikalien gebraucht. Unter diesen Chemikalien und Pestiziden leiden besonders die Böden in den Anbauregionen.
Aus diesem Grund könnte es langfristig notwendig sein, ein Baumwollverbot in der EU einzuführen.
Statement von WITS.AT zu diesem Thema:
Ich frage mich ernsthaft: für ein Kilogramm Baumwolle werden etwa 10.000 Liter Wasser und ein Liter Chemikalien gebraucht? Was machen wir da falsch? Um ca. 6000 v. Chr. im Indus-Tal (älteste Belege für Baumwolle) und später im alten Ägypten müssen die ja daher Unmengen an Wasser und (noch nicht vorhandener) Chemie gehabt haben! Ja ich weiß: Gegner halten mir jetzt sicherlich vor, daß zur Zeit der sowjetischen Kolchosenwirtschaft eine Unmenge an Wasserentnahmen für den Baumwollanbau aus dem Aralsee - dem einst viertgrößten See der Erde - zu dessen (fast gänzlichen) verschwinden beigetragen haben. Das ist sicherlich richtig. Aber: es gibt auch Baumwolle aus ökologischen Anbau, die ohne Chemikalien (Pestiziden) auskommt und auch nicht diese große Menge an Wasser benötigt.Außerdem kann und wird Baumwolle bereits recycelt! Lt. der Umweltberatung Österreich können aus Alttextilien und Stoffabschnitten wieder Baumwolle gewonnen werden. Für das Recycling werden die Textilien nach Farbe sortiert, in kleine Fasern zerteilt und dann wieder zu neuem Garn versponnen. Recycelte Baumwolle hat die gleichen, guten Trageeigenschaften wie neue Baumwolle, die Fasern sind jedoch kürzer und haben eine unregelmäßige Oberfläche. Stoff aus Recyclingbaumwolle ist saugfähig, atmungsaktiv, waschbeständig aber knitteranfällig. Aufgrund der kürzeren Fasern ist er außerdem meist nicht mehr so strapazierfähig und reißfest. Meist werden die Fasern mit neuen, längeren Baumwollfasern vermischt und damit wird die Qualität des Stoffes verbessert. Recycling ist sinnvoll, denn es spart Wasser, Pestizide und Energie für den Anbau, und es werden dabei auch alte Stoffe verwertet, die möglicherweise im Müll gelandet wären. Das Recycling an sich verbraucht zwar weniger Wasser als die Neuproduktion, ist allerdings mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Noch besser als Recycling ist es daher, ein T-Shirt so lange wie möglich zu tragen und vielleicht dem Produkt anschließend ein zweites Leben einzuhauchen!