Sprengung vollzogen: Kurzwellen-Sendeanlage Moosbrunn ist Geschichte

Wie aus einer ausgesendeten Pressemeldung hervorgeht, wurden am 28. Jänner 2025 die Rückbauarbeiten an der Kurzwellen-Sendeanlage Moosbrunn, rund 25 km südlich von Wien, abgeschlossen.



Die Kurzwellen-Sendeanlage in Moosbrunn ging ab 1959 schrittweise in Betrieb und wurde kontinuierlich ausgebaut. Über sie wurde der Auslandsdienst Österreichs in die ganze Welt ausgestrahlt und konnte sich einen guten Namen machen. Zum Einen schätzte man die objektive Berichterstattung aus dem kleinen, neutralen Österreich, zum Anderen bot die Sendeanlage den technischen Hintergrund, bis nach Australien und Neuseeland gut gehört zu werden.

Eine wichtige Rolle kam Moosbrunn während der Zeit des Kalten Krieges zu, Stichworte Ostblock, UdSSR (Russland). Immerhin waren die Nachrichten aus Wien offensichtlich so ehrlich, daß sie von den Sowjets auf Kurzwelle so gut wie nie gestört wurden. Damit hatte RÖI nicht mit den Problemen zu kämpfen, die etwa die Deutsche Welle oder die Voice of America hatten.

All das ist lange vorbei. Radio Österreich International wurde 2003 eingestellt und das weitere Bestehen der Sendeanlage Moosbrunn hing schon damals am seidenen Faden. Die Rettung kam aber durch Sendezeitvermietungen. Vor allem die religiöse Station "Adventist World Radio" nutzte die Übertragungskapazitäten der österreichischen Kurzwellen-Sendeanlage. Nachdem sich diese im Herbst 2024 von der Kurzwelle zurückzog, stand die Sendeanlage plötzlich ohne Auftraggeber da.

Der Erhalt einer Sendeanlage kostet Geld. Nicht gerade wenig. Somit war mit dem Ausstieg von AWR auch das Ende der Sendeanlage Moosbrunn besiegelt. Schade eigentlich, weil sie ja noch voll betriebsfähig war.



Gründe für die schnelle Sprengung gibt es mehrere. Zum einen steht, oder besser gesagt stand, die Sendeanlage in einer Region ziemlich weichen Bodens. Der ist während des Winterhalbjahres eher gefroren und so für Baufahrzeuge aller Art besser befahrbar.

Tatsache ist auch, daß sich die ORS, die die Sendeanlage betrieben hatte, sich dieser möglichst schnell entledigen wollte. Aufgrund der für ein solches Vorhaben nötigen Vorarbeiten ist davon auszugehen, daß diese bereits angelaufen waren, während die Sendeanlage noch ihre letzten Ausstrahlungen in durchführte.

Überlegungen und Bemühungen von diversen Personen soll es gegeben haben, die Anlage zu retten. Etwa, um sie für Notsituationen wieder hochfahren zu können.

Erst während der letzten Tage wurde auch eine Unterschriftenaktion gestartet, mit dem Ziel die Anlage zu retten. An und für sich ein lobenswertes Unterfangen. Nur leider kam sie um Monate zu spät.

Man muss die Geschehnisse rund um Moosbrunn von drei Seiten aus betrachten. Da sind einmal die Radiofreunde und offensichtlich doch noch mehr Kurzwellenhörer, als weithin angenommen wurde. Für die kam der Abriss der Kurzwellen-Sendeantennen einem Dolchstoß gleich.

Da hätte es sicher noch eine weniger radikale Lösung gegeben. Etwa, indem man nur die Drehstand-Antenne sprengt und die beiden kleinen, nahe dem Sendegebäude vorerst gelassen hätte. Deren Erhalt hätte vergleichsweise geringe Kosten verursacht.

Dann ist die Sichtweise der Gemeinde Moosbrunn zu berücksichtigen. Die ist natürlich froh, daß die Sendeanlage nun schweigt und weg ist. Damit gehören die Störungen durch die Kurzwellen-Anlage der Vergangenheit an. Gestört wurden vor allem Gerätschaften, die die europäischen Standards, Stichwort CE-Kennzeichen, nicht oder nur unzureichend erfüllen.

Laut Pressemeldung wurden alle noch vorhandenen Antennen, also die Drehstand-Antenne, die logperiodische und die Quadrantenantenne rückgebaut. Ob das tatsächlich so ist, konnten wir noch nicht überprüfen. Wir werden jedenfalls in den nächsten Tagen das - jetzt - ehemalige Sendegelände aufsuchen und uns selbst ein Bild davon machen. Definitiv sagen können wir es nur von der großen Antenne. Laut einem Augenzeugenbericht, der das Geschehen aus größerer Entfernung beobachtet hatte, wurde die Drehstand-Antenne am späteren Nachmittag gesprengt. Zu den weiteren, kleineren, Antennen konnte man keine Aussage treffen.

Es geht weniger darum, daß das Unvermeidliche vollzogen wurde. Wie das aber von sich gegangen ist, ist doch vielen Zeitgenossen aufgestoßen. Mehrfach haben wir zu hören bekommen, daß die Beseitigung der Antennenanlagen heimlich, still und leise erfolgt ist. Da wäre es wünschenswert gewesen, wenn man die Öffentlichkeit etwas mehr mit einbezogen hätte.

Update vom 02.02. 2025:
Wir selbst hatten leider noch nicht die Gelegenheit, die Lokation nach den Sprengungen zu besuchen. Wir haben jedoch im Internet ein Video gefunden, welches von Herrn Dipl.-Ing. Paul Frühling (Bürgermeister der Gemeinde Moosbrunn) auf seiner Facebook-Seite gepostet wurde und wir hier für Sie verlinken werden!



Update vom 03.02. 2025:
Wir haben das schöne Wetter heute genutzt und haben uns nach Moosbrunn zum (ehemaligen) ORF Sendezentrum Kurzwelle begeben. Und tatsächlich, vieles von den ehemaligen Sendeantennen liegt in Schutt und Asche wie die nachstehenden Bilder beweisen. Einige kleine Antennen stehen noch, ob diese bleiben "dürfen" oder nicht kann ich nicht sagen. Wir werden jedenfalls in einigen Monaten nochmals das Gebiet besuchen und berichten.

Wir möchten auch noch unsere Leser fragen, ob Sie noch Material vom ORF Sendezentrum Moosbrunn haben als dieses noch in Betrieb war bzw. die Antennen noch standen? Wir würden diese gerne - mit Erlaubnis des Photographen - hier auf dieser Seite als Erinnerung an die 66jährige Geschichte der Sendeanlage mit den leistungsstärksten Kurzwellensendern Europas präsentieren. Bitte teilen Sie uns mit, sollten Sie diesbezüglich Material uns zur Verfügung stellen können! Herzlichen Dank im voraus!


© Hans-Christian Wössner 02/2025, freie Verwendung unter Quellenangabe


© Hans-Christian Wössner 02/2025, freie Verwendung unter Quellenangabe


© Hans-Christian Wössner 02/2025, freie Verwendung unter Quellenangabe


© Hans-Christian Wössner 02/2025, freie Verwendung unter Quellenangabe


© Hans-Christian Wössner 02/2025, freie Verwendung unter Quellenangabe


© Hans-Christian Wössner 02/2025, freie Verwendung unter Quellenangabe

Historische Video- & Bilddokumente der Sendeanlage Moosbrunn:


Zu Besuch im ORF Sendezentrum Moosbrunn, © 2020 Tech.Exploder via YouTube


Doppelwandantenne 300 KW (gesprengt 2024), © wdwd 05/2015, CC BY-SA 4.0


im Tragwerk der Drehstandantenne, © Ulrich Eitler 06/2015, CC BY-SA 4.0


Drehstandantenne, 360° drehbar für weltweite Ausstrahung (gesprengt 2025), © Daniel Csiky 05/2015